Wildgulasch mit Ohrfeigen

Wie Alfred Biolek und die Deutsche Bahn einmal Afrikas Hungerproblem lösten

Nun nerven sie wieder: Biolek und die Bahn, die schlüssigste Verbindung seit Pest und Cholera, Hanni und Nanni, Skylla und Charybdis und Nina in Mike.

Auf der Papierunterlage im Speisewagen der Bahn ist wieder einmal Alfred Bioleks Gesicht abgebildet, zur Sicherheit sogar zweimal, einmal davon mit Holzlöffel vorm Auge, also quasi mit einem Brett vorm Kopf. Ein kleiner Begleittext erklärt Sinn und Zweck: „Genießen & Gutes tun: Unterstützen Sie die Alfred-Biolek-Stiftung ‚Hilfe für Afrika‘. NEUE REZEPTE! Das neue Kochbuch von Alfred Biolek. Ab sofort in allen Rossmann-Filialen zu kaufen! 19,90 € inklusive 5-Euro-Spende an die Alfred-Biolek-Stiftung ‚Hilfe für Afrika‘. Alfred Biolek exklusiv bei der Deutschen Bahn. Wir servieren Ihnen NEUE REZEPTE und spenden für jedes bestellte Alfred-Biolek-Gericht 50 Cent an die Alfred-Biolek-Stiftung ‚Hilfe für Afrika‘. Helfen Sie uns zu helfen! Die Bahn“.

In ganzen acht Zeilen nur sechsmal der Name Alfred Biolek – der Mann scheint müde geworden, bescheiden und dezent. Dennoch bleiben Fragen über Fragen: Was ist ein „Alfred-Biolek-Gericht“? Und wieso gehen für jedes „bestellte“ Alfred-Biolek-Gericht 50 Cent an die Alfred-Biolek-Stiftung „Hilfe für Afrika“? Weil man das Alfred-Biolek-Gericht bestellen, aber auf gar keinen Fall essen soll? Und wie ist im Zusammenhang mit Alfred Biolek und der Bahn das Wort „exklusiv“ zu verstehen? Bedeutet es: exklusiv wie ein Briefkasten? Wie eine Autobahn? Wie eine altgediente Schmunzelmuffe?

Als „Alfred-Biolek-Gerichte“ werden eine „Linsen-Spinat-Suppe mit Brot und Brötchen“ für vier Euro 20 und ein „Wildgulasch mit Feigen, dazu Bandnudeln und ein kleiner Salat“ für zwölf Euro 90 angeboten. Wild? Welches Wild? Geschenkt. Und einmal angeherrscht werden gibt es auch noch gratis dazu: „Genießen Sie ein leckeres Essen und helfen Sie!“

So geht das also, und keiner darf sich wundern, denn Gutsein ist nun einmal gut, tuut tuut tuut, gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit. Der große F. K. Waechter wusste es schon früh und spottete seinerzeit: „Hungerproblem endlich gelöst – Einfach mehr spachteln!“

Alfred Biolek inszeniert die Bahn-Mikrowellen-Küche als angeblichen „Genuss“ und lobpreist das Herabschlingen von Mist als Maßnahme gegen den Hunger. Das kostet nichts und gibt Goodwill-PR in Millionenhöhe. Es liegt sicher an mir, aber für Dr. Alfred Biolek finde ich Wildgulasch mit Ohrfeigen irgendwie passender. WIGLAF DROSTE