Zu viel CO2: UNO fordert Vollbremsung fürs Klima

Laut einer neuer Studie stößt die Welt 2020 etwa 59 Milliarden Tonnen CO2 aus. Um Klimarisiken zu vermeiden, sind aber 44 Milliarden das Limit.

Ganz am Horizont ein Windrad - das reicht nicht Bild: dpa

BERLIN taz | Das Zwei-Grad-Ziel im Klimaschutz ist noch nicht tot – aber für seine Rettung bräuchte es eine schnelle und drastische CO2-Diät. Das ist die Nachricht, mit der das UN-Umweltprogramm Unep am Dienstag eine Woche vor dem Klimagipfel von Warschau seinen „Emission Gap Report“ (Bericht zur Emissions-Lücke) in Berlin, Rio und Brüssel vorgestellt hat.

„Wir können uns zurücklehnen und nichts tun“, sagte Unep-Chef Achim Steiner, „aber dann müssen wir später mehr tun, schneller handeln, höhere Kosten tragen, auf ungeprüfte Techniken zurückgreifen und unter gravierenden Folgen des Klimawandels leiden.“

Der „Emission-Gap“ bezeichnet die Lücke, die zwischen den nötigen Einschnitten bei den Emissionen und der bislang beschlossenen Klimapolitik klafft. 2010 hatten die UN-Staaten offiziell beschlossen, den Klimawandel bei zwei Grad zu stoppen und sich dafür unverbindliche Ziele gesetzt. Die Unep hat diese versprochenen Maßnahmen zusammengezählt: Selbst wenn alle umgesetzt werden, werden 2020 zwischen 8 und 12 Milliarden Tonnen CO2 zuviel ausgestoßen. „Der jetzige Trend bringt uns bis 2100 zu einer Erwärmung von 3 bis 4 Grad“, heißt es.

Riesige Potenziale

Laut den aktuellsten Zahlen (von 2010) stößt die Menschheit durch die Verbrennung von Kohle und Öl, durch Entwaldung, Landwirtschaft und Industrie etwa 50 Milliarden Tonnen an CO2 und anderen Treibhausgasen aus. Bis 2020 müsste das zur Erreichung des Zwei-Grad-Ziels bis auf 44 Milliarden verringert werden, aber der Trend geht steil nach oben.

Dabei sind die Potenziale laut Unep-Chefwissenschaftler Joseph Alcamo riesig: Weniger Schlupflöcher für Klimasünder, ehrgeizigere Klima-Verpflichtungen der Staaten, eine veränderte Landwirtschaft, der Ausbau erneuerbarer Energien, Investitionen in Energieeffizienz im Verkehr und im Bausektor oder die Bekämpfung von Ruß und Methan könnten die Emissionen um bis zu 17 Milliarden Tonnen senken. Das muss allerdings schnell gehen: „Das Fenster der Möglichkeiten schließt sich gerade“, meinte Achim Steiner.

Allerdings soll nach dem Fahrplan für ein UN-Abkommen echter Klimaschutz erst 2020 beginnen. „Wir müssen vorher auf freiwilliger Basis vorankommen“, meinte deshalb der Chef des Umweltbundesamts, Jochen Flasbarth. Mehr Effizienz und die Nutzunge Erneuerbarer Energien, weniger Subventionen für Öl und Kohle und ein funktionierender Emissionshandel seien zentral.

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