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Archiv-Artikel

Flott unterwegs

RADFAHREN In Berlin gibt es mehr Radwege als je zuvor, zugleich aber auch die meisten Unfälle seit Jahren. Die Bedingungen für Radler sind je nach Stadtteil unterschiedlich

Die Fahrradmesse

■ Am 23. und 24. März findet die Fahrradmesse „VeloBerlin“ im Gelände am Funkturm statt. Dort präsentieren sich rund 250 Aussteller. Besucher können dem BUND dort Vorschläge für weitere Verbesserungen im Radverkehr unterbreiten.

■ Der neu aufgelegte Fahrradfahrplan des BUND gibt außerdem eine Übersicht über die gut befahrbaren Straßen Berlins. Er ist ab dem 23. März für 7,90 Euro im Buch- und Fahrradhandel erhältlich.

VON ANNE JULIANE WIRTH

Einzelne Radwege werden mehr und mehr zu einem ganzen Netz: „In Berlin sind von 2000 bis 2011 über 100 Kilometer Radstreifen hinzugekommen. Das hat dazu geführt, dass die Hauptstädter mittlerweile 15 Prozent aller Wege mit dem Rad zurücklegen“, bilanzierte Tilo Schütz, Radverkehrsexperte beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), am Dienstag. Im innerstädtischen Bereich hätte der Radverkehr mit 20 bis 30 Prozent sogar die Autonutzung überholt. Dennoch seien die Bedingungen für Radfahrer von Stadtteil zu Stadtteil extrem unterschiedlich, sagt Schütz. Die besten Verhältnisse – dazu zählen etwa Asphaltierung, Beschilderung und ausreichende Beleuchtung – seien in Bezirken der Innenstadt zu finden. Besonders Charlottenburg überzeuge mit gut ausgebauten Nebenstraßen.

Zwar gebe es immer wieder „Strecken, die Spaß machen“, so Schütz. Dazu zähle etwa die Prinzregentenstraße in Wilmersdorf, „richtig genießen“ könne man auch den östlichen Teil der Bergmannstraße in Kreuzberg, der eine Fahrradstraße ist. Zugleich warnte Schütz aber vor risikoreichen Strecken wie dem stark befahrenen Kottbusser Damm. In Wedding sorge die Brunnenstraße, in Neukölln die Sonnenallee für Unwohlsein bei Radfahrern. Die zahlreichen Lastkraftwagen würden am Tempelhofer Damm die Sicherheit der Radfahrer gefährden. Und in Steglitz sowie Moabit erschwere Kopfsteinpflaster das Vorankommen.

Auch abseits der Fahrbahnen bestünde allerdings Verbesserungsbedarf: „Oft können Berliner ihre Räder nicht sicher abstellen. Besonders in Wohngebieten und Geschäftsstraßen ist das ein Manko“, sagte Martin Schlegel, Verkehrsreferent beim BUND. Auch in den Bahnhöfen Warschauer Straße und Ostkreuz vermisse er angemessene Stellflächen. Andere Städte würden das fortschrittlicher handhaben. So gebe es in Hamburg an vielen Verkehrshaltestellen überdachte Abstellanlagen oder Fahrradboxen, die gegen eine monatliche Gebühr gemietet werden können. Ob Berlin diesem Vorbild folge, sei fraglich.

Dass Handlungsbedarf besteht, zeigt allerdings auch der jüngste Klimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). 2.375 Radfahrer bewerteten dafür mit Schulnoten, wie willkommen sie sich auf den Straßen Berlins fühlen. Im Ergebnis stand die Schulnote 4 – gerade mal ein „ausreichend“.

Zu den Kritikpunkten gehörten Konflikte mit Autofahrern. Das Berliner Polizeipräsidium meldete, dass im vergangenen Jahr 7.300 Unfälle verzeichnet wurden, in die Radfahrer involviert waren – seit 2009 die höchste Zahl. Fünfzehn Radfahrer starben, vier Personen mehr als im Vorjahr.