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Archiv-Artikel

Gammelfleisch könnte schädlich sein

Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium findet das Gelsenkirchener Gammelfleisch ein bisschen giftig, NRWs Verbraucherschutzminister hingegen schmeckt die Wurst. Niemand weiß, wie schädlich das alte Fleisch sein könnte

BOCHUM taz ■ Magenschmerzen, Erbrechen, Übelkeit, eventuell auch Lebensmittelvergiftung – so schätzt das niedersächsische Landwirtschaftsministerium die Folgen für Gammelfleisch-VerbraucherInnen ein. „Das Fleisch ist zum Glück nicht in den Handel gelangt“, sagt der Sprecher des CDU-geführten Ministeriums, Gert Hahne, zur taz.

Bisher hatte der nordrhein-westfälische Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Eckhart Uhlenberg (wohl auch CDU) meistens erklärt, Gammelfleisch stelle keine Gesundheitsgefahr dar. „Wir können immer noch keine akute Gefahr für die Verbraucher erkennen“, sagt Uhlenbergs Sprecher Markus Fliege. Zwar könne auch für NRW nicht ausgeschlossen werden, dass „für Ekel empfindlichere Menschen“ vom überlagerten Fleisch übel würde. „Lebensmittelvergiftungen drohen nach unseren Erkenntnissen aber nicht“, sagt Fliege.

Lebensmittelchemiker glauben das auch nicht so richtig: „Salmonellen können bei schwächeren Menschen wie Senioren oder Kindern auch in geringer Konzentration eine Lebensmittelvergiftung auslösen“, sagt die Duisburger Chemikerin Heike Homann. „Zumindest sie sind gefährdet.“ Einige BürgerInnen könnten das Fleisch des Gelsenkirchener Fleischgroßhändlers Domenz womöglich gegessen haben. „Bis heute weiß kein Verbraucher, ob er solches Fleisch verzehrt oder noch in der Kühltruhe hat“, sagt SPD-Fraktionsvize Axel Horstmann. Er selbst wisse es auch nicht, bezeichnet aber Uhlenbergs Vorgehen inzwischen als „unterlassene Hilfeleistung für VerbraucherInnen“.

„Herr Uhlenberg fühlt sich den Produzenten stärker verpflichtet als den Verbrauchern“, sagt Horstmann. Schließlich soll Uhlenberg selber gerne Wurst essen und außerdem saß er bis zum Amtsantritt im Aufsichtsrat einer Westfleisch Tochter (taz berichtete einmal). MIRIAM BUNJES