Gibt es keine Demokratie mehr an Schulen?

Die Landesregierung möchte vielleicht die Drittelparität in der Schulkonferenz abschaffen. Dadurch könnte das Mitspracherecht der SchülerInnen beschnitten werden, klagen Schülervertreter. Elternschaften sind uneins

BOCHUM taz ■ Die Landesregierung plant vielleicht, die erst zum neuen Schuljahr eingeführte Drittelparität in der Schulkonferenz aufzuheben. Derzeit sitzen im Gremium gleich viele Vertreter von Eltern, SchülerInnen und LehrerInnen und stimmen über Schulordnung oder Unterrichtsplanung ab. Ob die Regelung rückgängig gemacht wird, wollte das Schulministerium nicht sagen: „Das steht noch nicht definitiv fest“, so ein Sprecher. Eltern und Landesschülervertretung NRW (LSV) kritisieren das Vorhaben unter Umständen.

„Wenn die Drittelparität abgeschafft wird, wäre das ein Verlust an Demokratie“, würde Cedric Bergmann, LSV-Vorstandsmitglied, sagen. Schüler seien mündige Menschen und sollten gleichberechtigt mitbestimmen dürfen. „Außerdem wurde noch nicht evaluiert, ob sich die Drittelparität bewährt hat“, so Bergmann. Einige Eltern sehen das eventuell genauso. In manchen Schulen hätten noch nicht mal Konferenzen stattgefunden, so die Landeselternschaft der Gesamtschulen (LER). Die LehrerInnen hätten vielmehr Angst, überstimmt zu werden. „Ihre pädagogische Freiheit wird aber in keiner Weise angegriffen, da pädagogische Entscheidungen nur durch doppelte Mehrheiten gefällt werden können“, meint Anette Plümpe, LER-Vorsitzende. Die Landeselternschaft der Gymnasien möchte noch keine Position beziehen, da bislang kein offizielles Statement der Landesregierung vorliegt und es noch nicht von allen Schulen Rückmeldungen gibt.

Die Realschulen würden die Drittelparität nicht optimal finden: Jüngere Schüler könnten etwa durch das Abhängigkeitsverhältnis zu den Lehrern beeinflussbar sein, so Elternschafts-Geschäftsführerin Claudia Jacobi-Gehrmann. Zudem sollten die Elternstimmen etwa bei Klassenfahrten mehr Gewicht bekommen. Die Lehrergewerkschaften Verband Bildung und Erziehung (VBE) und Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hätten die Drittelparität schon immer abgelehnt. „Wir haben nichts dagegen, wenn sie wieder abgeschafft wird“, hätte VBE-NRW-Vorsitzender Udo Beckmann geantwortet. Zuvor hatten die Lehrer die Hälfte der Stimmen. Es könne nicht sein, dass ihr Mitspracherecht geschwächt wird, obwohl sie als einzige für die pädagogische Arbeit ausgebildet sind. Diese Ansicht könnte die GEW NRW teilen: „Die alte Regelung wurde von allen akzeptiert. Da gab es kein demokratisches Defizit“, wäre die Antwort vom Vize-Vorsitzenden Norbert Müller gewesen. GES