Alte Macht und neues Geld

Yin Lige hatte es nicht leicht im Leben: Ehemals Rotgardistin, zur Umerziehung aufs Land geschickt, schrieb sie später ein Buch über die Kulturrevolution, das prompt verboten wurde. Jetzt liegt sie tot in ihrer kleinen Kammer in einem Shanghaier Wohnhaus. Ein neuer Fall für Oberinspektor Chen von der Abteilung für politisch brisante Fälle.

Der tut sich jedoch zunächst schwer, denn eigentlich hat er Urlaub genommen, um eine lukrative Übersetzungsarbeit für den Neu-Kapitalisten Gu durchzuführen. Gu will ausländische Investoren für sein gigantisches Neubauprojekt interessieren. So setzt Chen seinen Assistenten Yu auf den Fall an. Von der Partei genötigt ermittelt er aber auch selbst und spannt schließlich sogar seine Frau ein. Diese findet tatsächlich eine interessante Fährte – in Yins Buch.

Wie auch die beiden vorangegangenen Bände sind Qui Xiaolongs Romane über Oberinspektor Chen nicht nur unterhaltsame Krimis. Der Leser erhält vielmehr einen sinnlichen Eindruck vom Leben im heutigen China: traditionelle Umgangsformen und politische Strukturen, das Leben der alten Arbeiter und der neuen Reichen. Vor allem Freunde der chinesischen Küche werden das Buch zu schätzen wissen, Anhänger der Kulturrevolution hingegen weniger. Aber vielleicht sollten sie es gerade deshalb lesen. Gerald Beeckmann, Heiner K., Krimis & Konsorten, Weidenallee 60, ☎ 45 92 54