Kämpfe und Wahl in der Ukraine: Italienischer Journalist getötet

In der Ukraine wählen die Bürger einen neuen Präsidenten. Doch im Osten des Landes drohen die prorussischen Aufständischen, die Stimmabgabe zu blockieren.

Ministerpräsident Arseni Jazenjuk im Wahllokal. Bild: reuters

ROM ap/afp | Im Osten der Ukraine ist einen Tag vor der Präsidentschaftswahl ein italienischer Journalist getötet worden. Wie das Außenministerium in Rom am Sonntag mitteilte, wurde Andrea Ronchelli am Samstag nahe der Rebellenhochburg Slawjansk durch Mörserbeschuss getötet. Zwar sei seine Leiche noch nicht identifiziert worden, alles deute jedoch darauf hin, dass Ronchelli tot sei, sagte ein Ministeriumssprecher der Nachrichtenagentur afp.

Drei Monate nach dem Sturz des prorussischen Präsidenten Viktor Janukowitsch wählt die Ukraine am Sonntag einen neuen Staatschef. Die Abstimmung findet trotz blutiger Kämpfe in der Ostukraine statt, wo prorussische Aufständische Regierungsgebäude eingenommen haben und sich Auseinandersetzungen mit ukrainischen Regierungstruppen liefern.

Die Rebellen haben angekündigt, die Stimmabgabe zu blockieren. Favorit bei der Präsidentschaftswahl ist der Schokoladenfabrikant und Milliardär Pjotr Poroschenko, der die Anti-Regierungs-Proteste gegen Janukowitsch im Winter aktiv unterstützt hatte. Umfragen deuten darauf hin, dass er die notwendige absolute Mehrheit für einen Sieg in der ersten Runde jedoch verfehlen wird. Daher gilt eine Stichwahl am 15. Juni als wahrscheinlich. Poroschenkos schärfste Rivalin ist die umstrittene frühere Ministerpräsidentin Julia Timoschenko.

Im Osten des Landes haben Rebellen die Regionen Donezk und Lugansk für unabhängig erklärt. Dort leben etwa 6,5 Millionen Menschen. Die Aufständischen betrachten die Präsidentschaftswahl am Sonntag als Urnengang in „einem Nachbarland“ und wollen sie nicht zulassen.

Der stellvertretende ukrainische Innenminister Sergej Jarowji sagte am Samstag, die Polizei könne nur in neun von 34 Wahlbezirken im Osten des Landes für Ordnung und Sicherheit bei der Stimmabgabe sorgen.

Die Übergangsregierung in Kiew und der Westen werfen Russland vor, den Aufstand im Osten der Ukraine zu unterstützten, was der Kreml bestreitet. Nachdem Moskau im März die Halbinsel Krim annektiert hatte, wurden westliche Sanktionen gegen das Land verhängt. Der russische Präsident Wladimir Putin sagte am Freitag, dass Moskau das Ergebnis der Wahl im Nachbarland anerkennen werde.

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