Mitbegründer von Aldi: Karl Albrecht ist tot

Mit Bruder Theo erfand er den Lebensmitteldiscounter: kleines Sortiment, niedrige Preise – oft zulasten von Lieferanten und Mitarbeitern.

Eine der seltenen Aufnahmen des fotoscheuen Aldi-Patriarchen (Archivbild aus dem Jahr 2006). Bild: ap

KÖLN taz | Der Aldi-Mitgründer Karl Albrecht ist tot. Erst nach seiner Beerdigung am Montagvormittag sickerte durch, dass der 94-jährige Essener Unternehmer bereits am Mittwoch nach kurzer schwerer Krankheit verstorben ist. Nach dem Willen seiner Angehörigen sollte ihm auch nach seinem Tod noch die Öffentlichkeit erspart bleiben, die er sein Leben lang gemieden hat. Albrecht sei im engsten Familienkreis beigesetzt worden, bestätigte ein Sprecher der Stadt Essen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren Karl Albrecht und sein Bruder Theo in den Tante-Emma-Laden ihrer Eltern in Essen-Schonnebeck eingestiegen. Nach dem Tod des Vaters 1948 gingen die beiden auf Expansionskurs, und zwar nach dem Discountprinzip, als dessen Erfinder sie gelten. Heute ist Aldi ein globaler Konzern mit rund 10.000 Filialen auf drei Kontinenten.

„Seit 1950 verfolgen wir neben dem Grundsatz des kleinen Warenangebotes den des niedrigen Preises“, beschrieb Karl Albrecht 1953 auf einem Treffen des Lebensmittelverbandes das Erfolgsrezept. Das war das einzige Mal, dass er sich öffentlich äußerte.

1961 änderten die Brüder den Namen der Einzelhandelskette: aus „Albrecht Discount“ wurde kurz und knapp „Aldi“. Außerdem teilten die beiden ihre Geschäftsbereiche auf: Theo managte Aldi Nord, Karl regierte in Aldi Süd – und beide wurden immer reicher. Allein das von Karl Albrecht angehäufte Vermögen wird auf 18 Milliarden Euro taxiert. Laut Manager Magazin war er zuletzt mit Abstand der reichste Deutsche. Verwaltet wird das Geld von einer Stiftung, deren offizielle Bestimmung es ist, „die gemeinsamen Interessen der Angehörigen der Familie Albrecht zu wahren und zu fördern“.

Sein Handelsimperium regierte Karl Albrecht mit harter Hand. So galten Betriebsräte als nicht wohlgelitten. Nichtregierungsorganisationen kritisieren bis heute, dass Aldi mit seiner Marktmacht gegenüber den Herstellern unfaire Preissenkungen durchsetze.

1994 zog sich Karl Albrecht aus dem operativen Geschäft zurück und wurde Aufsichtsratsvorsitzender. 2002 gab er auch diesen Posten ab. Albrecht habe jedoch „bis wenige Tage vor seinem Tod die Unternehmensgeschicke aufmerksam und wohlwollend“ begleitet, heißt es in einer Mitteilung von Aldi Süd.

Wie sein vor vier Jahren verstorbener Bruder wurde Karl Albrecht auf dem städtischen Friedhof im Essener Stadtteil Bredeney bestattet. Ihre Grabstellen hatten die beiden bereits 1997 gekauft. Theo Albrecht hat seinen Ruheplatz im Norden des Areals, Karl Albrecht im Süden - ganz so, wie sie ihr Discount-Imperium aufgeteilt hatten.

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