piwik no script img

Sonntagsspiele der BundesligaApplaus für den Aufsteiger

Dem SC Freiburg gelingt der Befreiungsschlag: erster Saisonsieg beim 1. FC Köln. Hertha holt sich beim Aufsteiger SC Paderborn eine Niederlage.

Bei dem Elfmeter konnte der Kölner Torwart Timo Horn dem Ball nur noch hinterherschauen Bild: dpa

KÖLN/PADERBORN dpa | Der SC Freiburg hat den Befreiungsschlag geschafft und mit dem ersten Saisonsieg den Absturz an das Tabellenende der Fußball-Bundesliga verhindert. Mit dem durchaus verdienten 1:0 (0:0) beim 1. FC Köln feierten die Breisgauer am Sonntagabend den ersten Erfolg in der Bundesliga seit dem 19. April und den ersten seit 13 Jahren in der rheinländischen Metropole. Applaus gab es auch für den Aufsteiger SC Paderborn: Mit bedingungsloser Offensive und tollem Kampfgeist hat die Mannschaft aus Paderborn den Auswärtsfluch von Hertha BSC verlängert und beim 3:1 (1:1) den vierten Saisonsieg in der Fußball-Bundesliga gefeiert.

In Freiburg verwandelte Vladimir Darida vor 49.500 Zuschauern in der 50. Minute einen durch den Kölner Abwehrspieler Mergim Mavraj verursachten Handelfmeter und besiegelte in der schwachen Partie zugleich die erste Niederlage des 1. FC Köln nach zwei Siegen in Folge.

Freiburg überflügelte in der Tabelle mit acht Punkten Vizemeister Borussia Dortmund (7) und kletterte auf den 16. Tabellenplatz. Aufsteiger Köln (12) verharrt als Tabellenelfter im Mittelfeld.

Vom Schwung aus den mehr (Freiburg bei 1860 München) oder weniger (Köln beim MSV Duisburg) überzeugenden Erfolgen in der vergangenen Woche im DFB-Pokalwettbewerb war über lange Zeit nichts zu sehen. Kaum Torabschlüsse auf beiden Seiten, noch weniger Chancen – vor allem die ersten 45 Minuten waren Langeweile pur und ein Beleg dafür, warum beide Teams zu den offensivschwächsten in der Liga gehören.

Zwar waren die Kölner mit ihren neuen Karnevals-Trikots optisch überlegen, doch gegen die gut organisierte Gäste-Deckung fiel ihnen kaum etwas ein. Auch Standards sorgten für keine Gefahr.

Bei Freiburg sah es ähnlich aus. Die FC-Deckung geriet durch den Sturm der Breisgauer kaum in Verlegenheit. Vor der Pause kam nur Darida (34.) einmal in aussichtsreicher Position zum Schuss, doch der Ball flog weit am Tor vorbei. Auch Köln erlebte wenigstens einmal die Andeutung einer Chance, als Dusan Svento von links Yuya Osako bediente, der Japaner aus kurzer Entfernung den Ball danebensetzte.

In Halbzeit zwei blieb das Niveau der Partie eher bescheiden, immerhin stieg der Unterhaltungswert. Allerdings mussten dicke Patzer der Kölner her, um die Gäste in Front zu bringen. Erst verlor der FC den Ball leichtfertig in der Vorwärtsbewegung, dann flankte Freiburgs Admir Mehmedi den Ball an die Hand des heranrutschenden Mavraj. Den Strafstoß verwandelte Darida sicher gegen Timo Horn, der noch im Elfmeterschießen im DFB-Pokal gegen in Duisburg der Held war.

Dank des Treffers wurde das Spiel temporeicher. Die Kölner bemühten sich mit ihren begrenzten spielerischen Mitteln um den Ausgleich, ließen aber weiter Gefährlichkeit vermissen. Die Freiburger lauerten auf Konter und kamen zu guten Möglichkeiten. Allein der Ex-Kölner Sebastian Freis (60./72.) vergab beste Gelegenheiten. Kölner Chancen waren indes kaum zu registrieren. Osakos vermeintlicher Ausgleichstreffer wurde in der 89. Minute zu Recht wegen Abseits nicht anerkannt.

Seit acht Montane kein Auswärtssieg

Matchwinner für die Mannschaft der Paderborner Trainers André Breitenreiter waren am Sonntagabend Marvin Bakalorz mit seinem ersten Bundesliga-Tor (28. Minute), SC-Rekordschütze Elias Kachunga (53.) und Alban Meha (76.).

Salomon Kalou hatte vor knapp 14.630 Zuschauern in der Benteler-Arena zum schmeichelhaften 1:1 (41.) für die schwachen Berliner getroffen, die schon seit fast acht Monaten auswärts nicht mehr gewonnen haben. Die Quittung bekamen sie von ihren Fans per Plakat: „Versager!“

SC-Coach Breitenreiter konnte mit „voller Kapelle“ antreten, alle Stammspielern waren an Deck. Meha und Marvin Ducksch, Torschütze beim 3:1 gegen Frankfurt, durften zum ersten Mal in der Startelf ran. Der hochmotivierte Aufsteiger legte furios los, schon in der 3. Minute lag die Führung in der Luft: Moritz Stoppelkamps Fernschuss parierte BSC-Keeper Thomas Kraft, Sekunden später scheiterte Kachunga mit einer Riesen-Kopfballchance – der Pfosten stand im Weg.

Die Berliner, die auf den verletzten Stürmer Julian Schieber verzichten mussten, sahen sich im ersten Erstliga-Duell mit den zweikampfstarken Ostwestfalen über weite Strecken in die Defensive gedrängt. Das 1:1 durch Kalou kam wie aus dem Nichts: Eine perfekte Flanke des ehemaligen Paderborners Marcel Ndjeng köpfte der Ivorer aus fünf Metern ins Tor. Für Hertha-Coach Jos Luhukay war Paderborn 2005/06 die erste Profistation als Trainer.

Weil die Paderborner nur den Vorwärtsgang kannten, stand der frühere Bayern-Torwart Kraft in seinem 75. Bundesliga-Spiel viel öfter im Mittelpunkt, als ihm lieb war. Beim 0:1 war der Keeper aber chancenlos, nach einem Blackout der Hertha-Abwehr hämmerte Bakalorz den Ball aus 15 Metern ins Netz.

Mit einer starken Parade rettete Kraft Sekunden vor der Pause gegen Paderborns Kapitän Uwe Hünemeier. Beim 2:1 durch einen reaktionsschnellen Kopfball Kachungas nach Flanke von Jens Wemmer stand er wie erstarrt auf der Linie, auch bei Mehas 18-Meter-Kracher war er chancenlos. 0

Fünf Tage nach der Pokalblamage beim Drittligisten Arminia Bielefeld hatten die mitgereisten Berliner Fans eine unmissverständliche Ansage gemacht: „Wir wollen euch kämpfen sehen!“, skandierten sie. Doch nach vorn ging für die Gäste, die seit fast acht Monaten (22. Februar/2:1 in Stuttgart) kein Auswärtsspiel mehr gewonnen haben, praktisch gar nichts. In der ersten halben Stunde gewann Hertha lediglich drei von zehn Zweikämpfen. Valentin Stockers technisch gekonnter Versuch aus 16 Metern war der erste Schuss der Herthaner auf das SC-Tor – in der 17. Minute.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare