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Archiv-Artikel

Vierte Dimension für Spediteure

Um die Kapazitätsengpässe im Hafen zu beseitigen, sollen alle, die dort zu tun haben, perspektivisch rund um die Uhr arbeiten, findet der Verband Straßengüterverkehr. Grundsätzlich würden die meisten Firmen mitmachen – wenn es sich rechnet

Von GERNOT KNÖDLER

Wenn der Hafen weiter so wächst wie heute, wird er an sich selbst ersticken. Diese Sorge treibt nicht nur den Senat und die Handelskammer um, sondern auch Fuhrunternehmer Hans Stapelfeldt, stellvertretender Vorsitzender des Verbandes Straßengüterverkehr und Logistik. Seine Lösung heißt „Logistik rund um die Uhr“. Im gesamten Hafen müsse länger gearbeitet werden, am besten 24 Stunden, um das Verkehrsaufkommen, das heute zu Staus führt, besser verteilen zu können. Stapelfeldt versucht zurzeit möglichst viele Betriebe und Dienststellen für sein Konzept zu gewinnen. Wegen der entstehenden Mehrkosten sind einige Firmen aber skeptisch.

Das Geschäft an der Kaikante boomt. Doch während der Kapazitätsausbau dort auf vollen Touren läuft, sieht es bei der übrigen Infrastruktur weniger rosig aus. Der Ausbau der Hafenbahn ist im Wesentlichen noch in Planung, an einzelnen Stellen wird das Straßennetz verbessert, die überlastete Hafenachse über die Köhlbrandbrücke hat allerdings erst nach 2013 die Chance, eine Schwester zu bekommen.

„Wir können nicht bis 2013 auf die Hafenquerspange warten“, sagt Stapelfeldt. Er schlage deshalb vor, das zu erwartende Verkehrswachstum in der vierten Dimension, der Zeit, aufzufangen. Damit könne am 1. Januar 2006 begonnen werden.

Stapelfeldt schwebt eine schrittweise Umstellung vor: Zunächst solle eine Leitstelle eingerichtet werden, die die Arbeit der Terminals, Containerdepots, Lager, Packbetriebe, des Zolls, der Veterinäre und der Port Authority aufeinander abstimmt. Zoll und Veterinärdienst seien zum Beispiel nicht mit dem Umschlag gewachsen, was zu Engpässen führe, sagt der Spediteur. Er will die Depot-Öffnungszeiten synchronisieren, Pausen durch ein besseres Schichtsystem auffangen und die Arbeit auf den Terminals montags früher beginnen lassen. „Bis der Hafen Montag früh in Wallung kommt, ist es 7.30 Uhr“, kritisiert er.

Mittel- und langfristig schlägt er vor, den Hafenverkehr mit Hilfe der existierenden Überwachungskameras zu steuern, das Zollamt Waltershof verkehrstechnisch zu optimieren, den Finkenwerder Knoten aufzulösen und einen 24-Stunden-Betrieb einzuführen. Dass das Anlieger des Hafens über Gebühr belasten könnte, glaubt Stapelfeldt nicht. „Wir haben eine Studie erstellt“, sagt er. „85 Prozent unserer Fahrten gehen in unbewohntes Gewerbegebiet.“

Das sei eine „gute Initiative“, lobt HHLA-Sprecher Florian Marten. Die Containerterminals arbeiteten bis auf fünf Feiertage bereits rund um die Uhr. Eine „Güterverkehrsrunde“ wie in Köln sei schon lange überfällig. Die Port Authority ist im Bilde und hat im Januar einen Termin mit Stapelfeldt vereinbart. Hubertus Ritzke vom Unternehmensverband Hafen Hamburg hält es grundsätzlich für möglich, Stapelfeldts Idee umzusetzen. Schwierig wäre es beim Zoll und dem Veterinärdienst. Für die Firmen gelte: „Wenn die Kunden das verlangen, wird der Hafen dem nachkommen.“

Genau das fragt sich Klaus Wachsmann vom Packing Center Hamburg (PCH). „Dem Kunden ist es egal, wann ich den Container packe“, sagt er, „mir aber nicht.“ Überstunden und weitere Schichten kosteten Geld, wobei sich der Lieferverkehr zurzeit nur früh morgens staue. „Für uns rechnet sich das nicht“, vermutet auch Harald Pahl von der Containerpackfirma Saco. Wie PCH arbeitet Saco heute schon mit zum Teil längeren Öffnungszeiten. Mit geschlossenen Depots zu argumentieren sei zu einfach, findet Roswitha Hoyer von ver.di: „Verkehrsprobleme haben mit Öffnungszeiten nichts zu tun.“