: Nur auf Papier kompensiert
UMWELT 13 Jahre nach der Elbvertiefung ist der Eingriff in den Strom noch nicht ganz ausgeglichen
Der Senat plant die nächste Elbvertiefung – dabei ist die jüngste noch gar nicht vollständig ausgeglichen. 13 Jahre hatte der Senat dafür Zeit und trotzdem sind drei Teilprojekte immer noch nicht abgeschlossen, wie eine kleine Anfrage der Grünen in der Bürgerschaft jetzt ans Licht gebracht hat. „Solange man die Folgen der letzten Vertiefung nicht im Griff hat, ist es ökologisch nicht verantwortbar, die nächsten schweren Eingriffe in den Strom vorzunehmen“, sagt der Abgeordnete Anjes Tjarks.
Als eine der vielen Ausgleichsmaßnahmen für die Elbvertiefung sollte die Verlandung des Mühlenberger Lochs gebremst und dazu die Durchströmung der Hahnöfer Nebenelbe verbessert werden. Die Nebenelbe wurde zu diesem Zweck vertieft – eine Arbeit, die sich allerdings nur westlich des Este-Fahrwassers als Frucht bringend erwies. Östlich davon „konnte das angestrebte Kompensationsziel nicht erreicht werden“, heißt es in der Antwort des Senats.
Derzeit hat der Senat auch keine Idee, wie sich dieser missliche Zustand beheben ließe. Im Winter 2011 / 2012 versuchte er, die Rinne durch laufende Unterhaltungsbaggerei offen zu halten. Doch das erwies sich als Sisyphos-Arbeit. „Aufgrund der starken örtlichen Sedimentation“ müsse dieses Konzept verworfen werden. Seit November 2012 prüfen die Behörden, wie jetzt weiter verfahren werden könnte.
Der Senat musste auch zugeben, dass der Ausgleich am Elbe-Nebenfluss Stör nicht geklappt hat: Zwei Teilmaßnahmen seien dort nicht abgeschlossen.
Dass sich die Hahnöfer Nebenelbe nicht offen halten lässt, ist für die Grünen ein Beleg, dass sich die Sand und Schlickablagerung in der Elbe verändert hat. „Das ist nicht nur für das Ökosystem Fluss, sondern auch für den Hochwasserschutz ein Risiko“, sagt Tjarks.
Der Senat versichert, dass der durch die Vertiefung verstärkte Flutstrom die stärkere Sedimentation nicht erklären könne. Für Grünen-Fraktionschef Jens Kerstan ist aber offensichtlich, dass einzelne Bereiche stärker verschlicken, als geplant. „Solche Unberechenbarkeiten können für einige Arten bedeuten, dass sie keinen Platz mehr in der Elbe haben“, warnt er. GERNOT KNÖDLER