Rute für Hamburgs Kaufleute

Fast acht Monate bereits dauert der Tarifpoker im Hamburger Einzelhandel ergebnislos an. Trotz klingelnder Kassen sollen VerkäuferInnen zur Ader gelassen werden

Gerade haben Hamburgs Einzelhändler wieder ein Wochenende mit Rekordergebnissen vermeldet – ihre knapp 60.000 gestressten VerkäuferInnen dagegen blicken sorgenvoll nach Berlin. Wenn dort heute kein Durchbruch in den seit acht Monaten andauernden Tarifverhandlungen erzielt wird, könnte in der Elbmetropole der Flächentarifvertrag gänzlich auf dem Spiel stehen. Das sei von der Gewerkschaft „nicht gewollt“, beteuert der ver.di-Vize-Landesvorsitzender Ulrich Meinecke.

Eine Drohung, die Heinrich Grüter, Verhandlungsführer der Arbeitgeber, scheinbar ernst nimmt: „Der Flächentarifvertrag ist ein unverzichtbares Ordnungsprinzip.“ Offenbar um den Vorgaben der bundesweiten Einzelhandelsverbände gerecht zu werden, besteht Grüter gleichwohl darauf, „gewisse neue Sonderfragen“ zu regeln – etwa „Öffnungsklauseln“.

Hamburgs Einzelhändler seien „im Grundsatz gesprächsbereit“, glaubt Gewerkschafter Meinecke, nur fehle ihnen der „Mumm, sich von der Zentrale zu emanzipieren“. Sein Resümee: „kein Ruhmesblatt für Hamburger Kaufleute“.

Die von den Arbeitgebern gewünschten Öffnungsklauseln können für die Beschäftigten gravierende Einschnitte bedeuten: betriebliche Kürzungen von Weihnachts- und Urlaubsgeld um 50 Prozent, Streichung von Samstagszuschlägen und die weitere Flexibilisierung der Arbeitszeit. Meinecke hofft, dass Proteste und Streiks Grüter dazu bringen, den Verbandsoberen ein Machwort zu sprechen – oder zumindest in Hamburg selbst einzulenken. MAGDA SCHNEIDER