Bremen hat einen neuen Kurier

MEDIEN Mit dem „Kurier der Woche“ bringt der Verlag des Weser Kuriers ein eigenes Anzeigenblatt in die Haushalte – nun muss der „Bremer Anzeiger“ einen eigenen Weg gehen

Das Blatt sieht nicht so aus, als seien Kosten für Druck und Vertrieb durch die Werbeeinnahmen gedeckt.

In vielen Bremer Briefkästen fand sich gestern ein neues Blatt: Der „Kurier der Woche“ ist optisch verwechselbar mit dem „Kurier am Sonntag“ und soll in Zukunft in die Briefkästen derer verteilt werden, die nicht den Weser Kurier abonniert haben. In einem kleinen „Vorwort“ ist das als Werbemaßnahme deklariert: Ein „Neugier-Blatt“ sei das, in dem „ausgesuchte Artikel des Weser Kurier zu lokalen Geschehnissen aus der vergangenen Woche“ nachgedruckt werden.

Aufmacher des Blattes ist ein Bericht über „Sharing-Anbieter“, über die Tausch-Boutique und die „Leselust“ im Lloydhof. Zudem ein Text über die Ausstellung des Fotografen Jochen Stoss – im Weser Kurier stand sie am vergangenen Donnerstag, und eine Meldung zu den Polizeirevieren, auch vom Donnerstag – nur der Bericht über Werder ist keine Dublette. Kaum etwas über Politik, nichts Aktuelles.

„Abdeckblatt“ heißt das Genre im Fach-Jargon, das bedeutet: Der Weser Kurier will alle Haushalte als Werbekunden „abdecken“. Das erfordert offenbar die werbetechnische Konkurrenz zu Anzeigen-Blättern. Das Abdeck-Blatt ist presserechtlich auch eins – wo „Bitte keine Werbung“ klebt, dürfen es die Austräger nicht verteilen.

Mit dem neuen Blatt verabschiedet sich der Weser Kurier vollends vom „Bremer Anzeiger“. Zwar sitzt dessen Verlag noch beim Pressehaus des Weser Kuriers, aber der Umzug ist schon geplant. Von der Druckerei des Weser Kuriers war er schon Anfang des Jahres weggegangen, die Anzeigenannahme im Pressehaus wurde zum 1.3. geschlossen. Der Vertrieb liegt seit dem 7.4. bei einer Firma „Hanseatic“, die dem früheren Geschäftsführer des Anzeigers, Rolf Pracht, gehört. Der will den Anzeiger offenbar zu einer selbständigen Anzeigenzeitung machen.

Die entscheidende Frage für Werbeblätter ist die Werbung – der „Kurier der Woche“ hat keine einzige Beilage und auch die Zahl der gedruckten Anzeigen hält sich deutlich in Grenzen. Das Blatt sieht nicht so aus, als seien die Kosten für Druck und Vertrieb durch die Werbeeinnahmen gedeckt. Allerdings: Während die Anzeigen-Vertreter des Weser Kuriers keine Kombi-Rabatte mit dem „Bremer Anzeiger“ verkaufen dürfen, gilt diese kartellrechtliche Hürde bei einem eigenen Abdeckblatt nicht. KAWE