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Archiv-Artikel

Entspannter Umgang mit homosexuellen Gästen

TOURISMUS Im Netzwerk Pink Pillow werben Hotels um Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender

„Ein Netzwerk dieser Art ist in Europa bislang einzigartig“

JAN SCHMITZ, VISIT BERLIN

Die Tourismusgesellschaft Visit Berlin nimmt die Zielgruppe der LGBT verstärkt ins Visier: Mit dem Hotelnetzwerk Pink Pillow soll die Stadt als Reiseziel für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender noch attraktiver werden. Ein Netzwerk dieser Art, so Visit Berlin, sei in Europa bislang einzigartig.

Um als Pink-Pillow-Hotel zu gelten, müssen die Hotels eine Charta unterschreiben und diese gut sichtbar im Rezeptionsbereich aufhängen. Zudem ist das Engagement in einem LGBT-Projekt Voraussetzung – die Hotels müssen also etwa Mitglied im Bündnis gegen Homophobie sein. Auch das Auslegen von spezifischem Infomaterial und die Teilnahme der Hoteliers an LGBT-Infotagen zweimal im Jahr ist Pflicht. „Wir hoffen, dass wir Berlin für LGBT-Reisende mit diesem Angebot noch attraktiver machen können“, sagt Jan Schmitz von Visit Berlin.

Bisher gibt es 23 Hotels im Netzwerk, fünf weitere stehen kurz vor der Aufnahme. Die Initiatoren halten 40 Häuser bis Ende des Monats für realistisch: „Das wären 8.000 Hotelzimmer von insgesamt 53.000 in Berlin“, sagt Schmitz. „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass wir so gut starten.“ Auch der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg begrüßt die Idee: „Das Netzwerk leistet einen wichtigen Beitrag für das Image und die Willkommenskultur der Stadt“, sagt Sprecher Jörg Steinert.

Ein Grund für das Netzwerk sei, „dass man peinliche Situationen vermeiden will“, sagt Tobias Sauer, Redakteur beim schwul-lesbischen Reisemagazin Queer Travel. Bei Hotels, die nicht ausdrücklich LGBT-freundlich sind, könnten die aber schnell entstehen – auch ohne böse Absicht. Ein klassisches Beispiel dafür sei, wenn das gebuchte Hotelzimmer getrennte Betten habe. „Homosexuelle Reisende möchten sichergehen, dass in ihrem Hotel ein selbstverständlicher Umgang mit ihren Wünschen und Bedürfnissen gepflegt wird und sie beim Wunsch nach einem Doppelbett keine schiefen Blicke ernten“, sagt Sauer. „Oder noch besser, dass sie gleich beim Reservieren des Zimmers danach gefragt werden.“

Schwache Kriterien

Dennoch: Die Kriterien, um ins Netzwerk aufgenommen zu werden, sind mit überschaubarem Aufwand verbunden. Zwar wirbt das Hotelnetzwerk mit dem Versprechen: „Hotels der Pink Pillow Berlin Collection empfehlen sich schwulen und lesbischen Gästen durch einen professionellen und entspannten Service.“ Eine verpflichtende Schulung der Hotelmitarbeiter zum Umgang mit LGBT-Reisenden gibt es aber nicht. Philip Ibrahim, stellvertretender Direktor im Novotel Berlin Tiergarten und einer der Initiatoren von Pink Pillow, sagt: „Wir veranstalten die Informationstage für die Hoteliers und vertrauen darauf, dass sie das dort erworbene Wissen an ihre Mitarbeiter weitergeben.“ Außerdem gebe es ein Onlinetraining, an dem die Mitarbeiter freiwillig teilnehmen könnten.

Der Lesben- und Schwulenverband hat Verständnis für die fehlenden Schulungen: „Wenn die Hürden für die Hotels anfangs nicht zu hoch gelegt werden, kann sich Pink Pillow breit aufstellen“, sagt Jörg Steinert. Danach könne sich das Netzwerk weiterentwickeln.

KATHRIN SCHRECK

www.pinkpillow-berlin.de