Ein Tor zur Freiheit

DEUTSCH-DEUTSCHES Vor 60 Jahren wurde das Notaufnahmelager Marienfelde eröffnet

Viele DDR-Flüchtlinge hatten nicht mehr als einen Koffer bei sich – mit einem viertägigen Veranstaltungsprogramm erinnert Berlin an die Eröffnung des einstigen Notaufnahmelagers in Marienfelde vor 60 Jahren. Am Sonntag gibt es einen Festakt mit Bundespräsident Joachim Gauck und Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) in der heutigen Erinnerungsstätte. Henkel selbst kennt das Lager aus eigener Erfahrung. Er durchlief das Notaufnahmeverfahren nach der Ausreise seiner Familie aus Ostberlin 1981. Flüchtlinge aus der DDR wurden in Westberlin zunächst in Marienfelde untergebracht und versorgt, bevor sie einige Tage später nach Westdeutschland ausgeflogen wurden.

Die Anlage war am 14. April 1953 vom damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss und Berlins Regierendem Bürgermeister Ernst Reuter eröffnet worden. Bis zum Ende der DDR 1990 passierten 1,35 Millionen DDR-Flüchtlinge und Übersiedler das „Tor zur Freiheit“. In den Jahren 1962 bis 2010 wurden dort auch rund 96.000 Aussiedler aus anderen Staaten aufgenommen.

Seit Dezember 2010 werden die Gebäude vom Internationalen Bund im Auftrag des Landes Berlin als Übergangswohnheim für Flüchtlinge und Asylbewerber genutzt. Derzeit leben dort rund 600 Menschen. In einem Trakt der Anlage ist eine Erinnerungsstätte eingerichtet, die an die Fluchtbewegungen im geteilten Deutschland erinnert.

Befragung, Kontrolle

Zum Veranstaltungsprogramm gehört an diesem Donnerstag eine Podiumsdiskussion in Marienfelde mit Berlins Sozialsenatorin Dilek Kolat (SPD) über Flucht und Auswanderung in heutiger Zeit. Am Freitag diskutieren Wissenschaftler aktuelle Forschungsergebnisse zu Flüchtlingslagern im Nachkriegsdeutschland. Abends stellt der Historiker Keith Allen sein Buch „Befragung – Überprüfung – Kontrolle“ vor, in dem er die damalige Befragung von Flüchtlingen durch westliche Geheimdienste untersucht. Am Samstag führt eine Bustour zu anderen historischen Flüchtlingsunterkünften in Berlin, zu Behörden und Abflugbaracken, die im Leben von Flüchtlingen einst eine Rolle spielten. (dpa, epd)