: Verbraucher und Fans kürzen Kredit für DFB
Fußballbund muss Gebühren für WM-Tickets senken. Verbraucherschützer fordern mehr Kundenorientierung
BERLIN taz ■ Den Verbraucherzentralen geht die Einigung über die WM-Tickets nicht weit genug. „Wir wünschen uns mehr Gesprächsbereitschaft des Fußballbundes mit den Fans und uns als deren Anwalt“, sagte Christian Fronczak vom Bund der Verbraucherzentralen. Der Bundesverband hat sich gerade außergerichtlich mit dem Deutschen Fußballbund (DFB) darauf geeinigt, den rigiden Kartenverkauf für die Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland zu lockern. Dennoch wünscht sich die Käuferlobby eine grundsätzlich bessere Kundenorientierung der WM-Organisatoren. „Wie die Verunsicherung, Skepsis und der öffentliche Ärger gerade zeigen, ist in der Kommunikation des DFB einiges schief gelaufen“, sagte Fronczak.
Auch Verbraucherschutzchefin Edda Müller freut sich, dass „die Fans jetzt mehr Klarheit und bessere Rechte haben“. Ihr Verband habe die Verkaufsbedingungen erleichtert. Die vom Organisationskomitee beim Optionsprogramm erhobenen Gebühren in Höhe von 5 Euro dürfen nur einbehalten werden, wenn der Bewerber auch wirklich eine Eintrittskarte erhält. Holt er sie selber ab, entfallen zudem die 10 Euro Zustellgebühren. Wer leer ausgeht, erhält sein Geld in voller Höhe bis zum 9. August 2006 zurück. Außerdem erhalten die Fans ein Rücktrittsrecht, das ihnen ermöglicht, bis zum 15. April 2006 ohne Angabe von Gründen wieder aus dem Optionsprogramm auszusteigen. „Wie das genau funktionieren soll, ob da eine E-Mail genügt, ist eine von vielen noch offenen Fragen“, sagte Fronczak der taz. Insgesamt haben sich 61.000 Fans um 140.000 Tickets beworben.
Zugeständnisse machen mussten die Verbraucherschützer bei den Bearbeitungsgebühren für die Teamserien: Sollte sich die ausgewählte Mannschaft nicht für die WM-Endrunde vom 9. Juni bis 9. Juli 2006 qualifizieren, werden sie nur zur Hälfte zurückerstattet – also je nach Kategorie 10, 15 oder 30 Euro. „Wir hätten lieber überhaupt keine Gebühren bei den Teamserien gesehen“, räumt Verbraucherschützer Fronczak ein. „Schließlich soll der Sport im Vordergrund stehen und nicht wirtschaftliche Interessen.“
Der DFB beziffert den finanziellen Verlust für das WM-Organisationskomitee durch den Kompromiss auf 700.000 bis eine Million Euro. Für das Komitee gebe es keine Möglichkeiten, die Mindereinnahmen aufzufangen, sagte dessen Vize Horst R. Schmidt in Frankfurt/Main: „Wir können ja nicht die Preise für die Tickets erhöhen.“
Angriffslustig zeigte sich der Geschäftsführende DFB-Präsident, Theo Zwanziger, der von einem Imageschaden für die WM in Deutschland sprach: „Im Ausland ist der Eindruck entstanden, das ist ein zerstrittener Haufen, der es nicht kann. Ich frage mich, warum es nicht schon vor der Klageerhebung zu diesem Ergebnis kommen konnte. Wir waren immer gesprächsbereit.“
Der DFB-Präsident hatte den Kompromiss auf Vermittlung des Parlamentarischen Staatssekretärs im Verbraucherministerium, Peter Paziorek (CDU), mit Verbraucherzentralen-Chefin Edda Müller geschlossen. Durch die Einigung ist ein für den 28. Dezember angekündigtes Urteil des Frankfurter Landgerichts hinfällig. DAVID DENK
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