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Archiv-Artikel

Das Spiel ist aus

Von HANNAH PILARCZYK

Fußballfans, die samstags nach Spielschluss vom Stadion nach Hause hetzen, um die ARD-„Sportschau“ von Anfang an zu sehen, können sich ab der nächsten Saison mehr Zeit lassen: Ab August 2006 startet die „Sportschau“ erst um 18.30 Uhr. Das ist das unspektakuläre Ergebnis der Verhandlungsrunden um die Übertragungsrechte für die Fußballbundesliga für die kommenden drei Spielzeiten. Das spektakuläre: Premiere geht leer aus. Rund ein halbes Jahr noch, dann wird der Pay-TV-Anbieter seine Bundesligaberichterstattung komplett einstellen müssen.

Stattdessen hat ein anderer Bezahlfernsehsender die Erstausstrahlungsrechte für sechs Samstag- und zwei Sonntagspiele sowie das wiedereingeführte Freitagspiel erhalten: Arena, ein Konsortium aus den Kabelnetzbetreibern ish, iesy und Telecolumbus (siehe unten). „Unter 20 Euro monatlich“ soll das Fußballpaket des neuen Anbieters laut Christian Seifert, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Deutschen Fußball-Liga (DFL), kosten. Genaueres ist noch nicht bekannt.

Als zweiter Sieger fühlt sich das Erste: „Mit dem Zuschlag für die ARD wird nicht nur der große Erfolg der ‚Sportschau‘ gewürdigt, sondern auch dem Wunsch der Fans und unserer Zuschauer Rechnung getragen“, freute sich etwa der ARD-Vorsitzende Thomas Gruber. Auch für ZDF und DSF bleibt alles beim alten: Das „aktuelle Sportstudio“ kann weiterhin samstags ab 22 Uhr über Bayern München und Co. berichten, das DSF behält die Auswertungsrechte für die zweite Bundesliga sowie für die Sonntagsspiele der ersten.

Tatsächlich müssen aber alle mehr Geld bezahlen, um weiterhin dasselbe zeigen zu können. Zusammen mit der Telekom, die die Online-Rechte zugesprochen bekam, und dem Wettanbieter betandwin, der die Liga im Ausland vermarkten wird, müssen die Sender rund 420 Millionen Euro jährlich für das neue Rechtepaket bezahlen. In der letzten Verhandlungsrunde gab es die Bundesligen noch für 300 Millionen. Von den zusätzlichen 120 Millionen Euro sollen laut DFL-Präsident Werner Hackmann alle Clubs profitieren. Wie viel die einzelnen Vereine genau bekommen, soll aber erst noch durch einen leistungsbezogenen Schlüssel errechnet werden.

Alleiniger Verlierer des gestrigen Nachmittags ist Premiere. In völliger Fehleinschätzung der Forderungen der DFL hatte Senderchef Georg Kofler darauf beharrt, dass Premiere die Exklusivrechte am Samstag behalten müsse und eine Zweitauswertung erst ab 22 Uhr erlaubt sein dürfte. Das hätte das Ende der „Sportschau“ bedeutet. Priorität für die Liga-Vertreter hatte jedoch, dass die Ausstrahlungen im Free-TV möglichst viele Zuschauer erreichen – was wenig mit den Fans und viel mit den Sponsoren zu tun hat. Die wollen nämlich eine größtmögliche Reichweite ihrer Trikot- und Bandenwerbung. So entschloss sich die DFL, Premiere nicht den Zuschlag zu erteilen – obwohl der Sender allein mit 300 Millionen Euro die höchste Summe geboten hatte.

Im März war Koflers Unternehmen noch ein furioser Börsengang gelungen, mit 3,3 Millionen Abonnenten schien die Zukunft von Deutschlands erstem Pay-TV-Anbieter gesichert zu sein. Damit ist es vorbei. Kurz nach dem die Nachricht vom Verlust der Bundesligarechte bekannt geworden war, stürzte die Premiere-Aktie zwischenzeitlich um fast 40 Prozentpunkte ab. Die Abo-Zahlen werden wohl die selbe Kurve beschreiben. „Mir ist schon klar, dass das dramatische Auswirkungen auf den Aktienkurs und den psychotherapeutischen Zustand mancher Leute hier im Hause hat“, sagte Kofler gestern. Trotzdem verteidigte er die Entscheidung – man habe halt nicht für weniger Exklusivität mehr bezahlen wollen.

Stattdessen werden nun die Abonnenten für gar keine Exklusivität weniger bezahlen: Ab August 2006 sollen laut Kofler die Abo-Preise sinken.

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