Biblische Worte für Streikende

Die schon seit Wochen streikenden ArbeiterInnen am Düsseldorfer Flughafen machen auch Heiligabend keine Pause: Kirchenvertreter hielten für die KämpferInnen die Weihnachtsmesse

aus DÜSSELDORFSVEN PRANGE

Am Heiligabend erhielten die 82 aufmüpfigen Arbeitnehmer des Düsseldorfer Airline-Caterers Gate Gourmet religiöse Unterstützung: Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, ein Diözesanpräses der Katholischen Arbeitnehmerbewegung und ein Imam hielten warme Reden. Nur über die zwei Weihnachtsfeiertage haben sich Streikenden eine Pause gegönnt. Und heute wollen sie weiterstreiken.

Seit nun über elf Wochen befinden sich die Caterer im Arbeitskampf. Es ist Düsseldorfs längster Streik seit 25 Jahren. Dabei hatte vor zwei Wochen alles so gut ausgesehen. Da erreichten Vertreter der Gewerkschaft NGG, der Belegschaft und die deutsche Geschäftsführung einen Kompromiss. Am Tag darauf wurde er von den US-amerikanischen Inhabern der Gate-Gourmet-Mutter wieder gekippt. „So lässt sich der Düsseldorfer Standort nicht rentabel betreiben“, hieß es aus den Staaten.

Also standen die 82 Streikenden auch am Vormittag des Heiligabend auf ihrem angestammten Platz vor der Düsseldorfer Zentrale von Gate Gourmet und dessen Hauptkunde, dem Düsseldorfer Ferienflieger LTU. Trotz lausiger Temperaturen und Nieselregen. Während des Gottesdienstes unter freiem Himmel donnern die Jets der LTU deutlich hörbar über die Startbahn gen Himmel.

Vielen der Arbeitnehmern ist nicht nach Weihnachten. Elf Streikwochen gehen auch ins Geld. Große Geschenke sind dieses Jahr nicht drin. Dabei hattezu Beginn des Gottesdienstes Thomas Gauger, der ihre Interessen gegenüber der Arbeitgeberseite vertritt, Positives zu berichten. Man habe am Vorabend mit den Gate-Gourmet-Verantwortlichen gesprochen. „Wir waren uns einig, dass eine tarifliche Einigung angestrebt wird“, sagt Gauger.

Dafür wollen die Streikenden weiter Druck machen. Am 5. Januar gehen die Gespräche in die nächste Runde. Die Arbeiter haben konkrete Vorstellungen, was dabei herauskommen soll. „Die Arbeitsbedingungen haben sich ständig verschlechtert“, sagt etwa Mohamed Bouzagaoui. „Die Arbeitszeiten sind länger geworden, Freizeit und Familien zählen nichts mehr.“ Das soll sich wieder ändern. Und mehr Geld muss her. Seit drei Jahren hat es keine Gehaltserhöhungen für die Arbeitnehmer der ehemaligen LTU-Tochter gegeben. „Die Menschen sollen wieder von ihrer Arbeit leben können“, fordert Holger Osterkamp. So argumentieren auch die Geistlichen während des Gottesdienstes. „Dieser Streik ist ein gutes Zeichen dafür, dass Menschen in einer Welt der Zahlen sich nicht als Ware handeln lassen“, sagt Jörg Jerzembeck-Kuhlmann, Superintendent für Düsseldorf. Auch Nikolaus Schneider fordert, dass die „kleinen Leute“ vor lauter Profitstreben nicht vergessen werden dürfen.