WOLFGANG MULKE ÜBER PROBLEMMANAGEMENT UND DEN BERLINER HBF : Geringe Erwartungen
Und kenn ich das Ergebnis schon, dann gründ ich eine Kommission: So lautet ein geflügeltes Wort in der Politik. Trifft es zu, wird bei der nun gegründeten Reformkommission Bau von Großprojekten nicht viel herauskommen. Und darauf deutet manches hin.
Die Experten sollen einen Leitfaden zur Planung und Durchführung von teuren Bauvorhaben entwickeln. Doch wesentliche Knackpunkte für immer neue Kostenüberschreitungen oder Bauverzögerungen lassen sich nicht per Federstrich beseitigen.
Da müsste sich die Politik zunächst einmal an die eigene Nase fassen. Deren Bedürfnis nach weithin bekannten Prestigebauten ist einer der wichtigsten Gründe für die Probleme. Projekte werden überdimensioniert angelegt und künstlich billiggerechnet.
Folgeprobleme werden den Nachfolgern überlassen. An dieser Mentalität wird sich kaum etwas ändern lassen.
Darüber hinaus sind die Großplanungen so komplex und langfristig angelegt, dass verlässliche Aussagen über die tatsächlichen Kosten und Zeitpläne eine unrealistische Erwartung sind. Schließlich gibt es Unwägbarkeiten, die noch so gut ausgearbeitete Pläne schnell ins Wanken geraten lassen. Dazu gehört etwa die neuerliche Misere rund um den Berliner Hauptbahnhof. Nach nur wenigen Jahren erweisen sich Teile der Konstruktion als so mangelhaft, dass eine aufwändige Sanierung nötig wird. So etwas sollte nicht passieren. Es entspricht allerdings der Erfahrung, dass das trotzdem geschieht.
Dennoch sollten Standards für die Umsetzung der Großvorhaben gesetzt werden. Damit ließe sich wenigstens die Verantwortung für Pleiten leichter zuordnen. Und das führt in der Regel zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit Steuergeldern. Mehr ist wohl nicht zu erwarten.
Wirtschaft + Umwelt SEITE 8