FRANKFURT – DAS ZIEL IST, BESSER ZU WERDEN
: Niemand sonst hat so ein Faltdach

Sport ist teuer, und Geld ist auch in Frankfurt knapp. Aber, und das ist der Unterschied zu knausrigen Kommunen: Hier stört das keinen. Die Frankfurter Eintracht zum Beispiel war so gut wie pleite, nachdem sie vor ein paar Jahren fünfzig Millionen Mark Sponsorengelder in Rekordzeit verbrannt hatte, aber die Connection Frankfurt/Wiesbaden hat den Klub wieder aufgepäppelt. Das funktioniert so: Wir brauchen Sponsoren? Gut. Es gibt keine? Macht nichts. Die Frankfurter Oberbürgermeisterin Roth und der hessische Landesvater Koch vermitteln spendable Stadt- und Landesbetriebe vom Energieversorger bis zum Flughafenbetreiber, und flugs stimmen die Etats. Das funktioniert nicht nur beim VEB Eintracht Frankfurt, sondern auch beim Ironman-Triathlon.

Und wo sie in Frankfurt schon Olympia nicht bekommen haben, haben sie die Fußball-Weltmeisterschaft ausgeguckt, um der Republik zu zeigen, wo der Hammer hängt. Das nagelneue Stadion hat ein ultramodernes Designer-Faltdach, das weltweit einzigartig ist, auch darin, dass es nicht einmal ansatzweise funktioniert. Berlin zum Beispiel hat überhaupt kein Dach, Berlin hat das Endspiel, gut, aber schon beim Vergleich Merkel gegen Koch wird es eng für die Hauptstadt. Und was das Rahmenprogramm während der WM betrifft, da wird die Mini-Main-Metropole weder Kosten noch Mühen scheuen, um die Hauptstadt auszustechen. Rund sechs Millionen Euro kosten die nächtliche Illumination von elf Hochhäusern und ein Openair-Stadion, von dem aus 15.000 Menschen die Spiele auf einer im Fluss schwimmenden Mega-Leinwand verfolgen können.

Die Frankfurter versprechen ein „Fest aus Fußball, Kunst, Licht und Bewegung“ – und haben nur eine Sorge: dass ihnen gewalttätige Fans die Feier verderben, die durchaus eigene Vorstellungen von Illuminationen haben könnten. Schließlich hat ihnen die Auslosung auch die Holländer und die Engländer beschert. Aber die kennen sich hier nicht mehr aus. Trotz aller Finanzspritzen tritt die Eintracht so selten europäisch auf, dass die letzten Spiele gegen Mannschaften aus Holland und England 25 Jahre zurückliegen. MICHAEL EDER

Der Autor ist Sportredakteur der FAZ Rhein-Main