Nie benachteiligt, immer gesiegt

■ betr.: „Unglücklicher Männerschwarm“, taz vom 21. 1. 10

liebe taz, es ist schon seltsam, dass man sich aufraffen muss, um die taz in sachen ton steine scherben zu korrigieren. aber die zynische bemerkung über die „absurd anmutende politische korrektheit“ der scherben in puncto liebeslieder läuft ein wenig ins leere. denn der autor hört und schreibt einen falschen songtext. nicht „ich liege“, sondern „ich bin nicht unter dir, ich bin nicht über dir, ich bin neben dir“, singt rio auf der platte „keine macht für niemand“ im lied „schlaf bei mir“. hat was mit machtverhältnissen zu tun (rio und die scherben pflegten ein libertäres weltbild) – die es, klar, in liebesdingen auch immer gibt. aber nix mit dem beieinanderliegen im wörtlichen sinne. übrigens sang rio nicht für brühwarm mit den scherben auch den song „kommen sie schnell“: „er hat mich auf’n kopf gestellt, ich könnt die welt umarmen“? abstrahieren sie bitte!

NORA BLUME, Berlin

Hauptsächlich Mängelverwaltung

■ betr.: „Den Unis fehlen die Köpfe“, taz vom 22. 1. 10

Da ist was dran, dass den Unis die Köpfe ausgehen: Die ständige Kürzung ihrer Etats seit 15 Jahren (TU: von gut 600 Professuren auf rund 250 mehr als halbiert) bedeutet doch nur, dass jede(r) Präsident(in) hauptsächlich Mängelverwaltung macht. Wer macht das schon gerne, und dann in einer Rolle, die wenig Gestaltungsmöglichkeiten bietet. Der ökonomistische Irrsinn, der den Hochschulen von den Ideologiefabriken wie dem CHE aufgedrückt wird, und die wachsende Abhängigkeit von Drittmitteln verstärken das noch. Alle ersticken in Kostenrechnungs- und Leistungsbewertungssystemen, Rankings und „Exzellenz“-Manie, anstatt mit dem wenigen Geld wenigstens in Ruhe Lehre und Forschung machen zu können. Auch die Neoliberalen unter den möglichen Präsidentschaftsanwärtern haben Probleme, weil das autoritäre „Durchschalten“ von oben glücklicherweise nicht so einfach ist. Die Restbestände einer demokratischen Uni-Verfassung zu stärken und zu nutzen, mit den verschiedenen Gruppen in den Dialog zu gehen und die Potenziale aller Beschäftigten und Studierenden zu wecken ist mühsam, aber vermutlich in der derzeitigen Lage der einzige Weg, um noch gestalten zu können.

WOLFGANG NEEF, Berlin

Soziale oder finanzielle Ziele?

■ betr.: „Die hochfliegenden Pläne“, taz vom 16. 1. 10

Wenn die Baugruppe Sebastianstraße meint, ihre sozialen Ziele nicht erreichen zu können, da sie nicht höher bauen dürfen, als der Bebauungsplan das vorsieht, sollte sie vielleicht noch mal über das Wort sozial nachdenken. Zeugt es denn etwa von sozialen Denken, wenn man dann bald den Bewohnern der Luisenstadt noch höhere Bauklötze vor die Nase setzt und damit deren Wohnungen verschattet und die Straße zu Schluchten macht, durch die der Wind pfeift und der Lärm tobt? Der soziale Gedanke scheint bei dieser Baugruppe nur für die eigenen Mitglieder zu gelten. Dass man überhaupt einen solchen Plan entwickelt, wo doch die Höhenbegrenzung von vorneherein bekannt war, und dann noch Zeter und Mordio schreit, wenn das Bezirksamt ganz korrekt und pflichtgemäß den Bauantrag ablehnt – was soll das? Sollte die BVV nun wirklich beschließen, den Bebauungsplan zu ändern, damit noch höher gebaut werden kann, dann wird der Begriff Baugruppe seinen sympathischen Klang verloren haben und sich in die Phalanx der knallharten Investoren einreihen lassen müssen. JÖRG PODZUWEIT, Berlin

Wer bastelt an der Zwickmühle?

■ betr.: „Die hochfliegenden Pläne“, taz vom 16.1. 10

Wer steckt in der Zwickmühle? Tatsache ist: Eingereicht wurde unser Antrag auf Planungsrechtlichen Bescheid für die Sebastianstraße18 nach § 34 am 05. 08. 09. Flugs reaktivierte am 22. 09. 09 das Stadtentwicklungsamt von Mitte unter Federführung des Stadtbaurates, Herr Gothe, einen alten B-Plan I-33 , um den § 34 auszuhebeln. Der erhielt so viele Einwendungen, dass er nicht auf der nächsten BVV-Sitzung verabschiedet wurde. Nun will Herr Gothe eine Veränderungssperre, vorgelegt für die nächste BVV! Wer also bastelt an der Zwickmühle, die uns zu zermahlen droht? „Statt uns zu unterstützen, versucht das Stadtbauamt offenbar wirtschaftlich-soziales Bauen und ökologisches Bauen zu verhindern.“ Richtig! Nur mit dem Wort „und zugleich “ wird die Zwickmühle – wirklich ein treffliches Bild – offensichtlicher: Bauen wir nach den Wünschen Herrn Gothes sechsstöckig, 20 Meter Traufhöhe und zugleich wirtschaftlich-sozial, müssen wir auf eine große zusammenhängende Grünfläche verzichten, mit sog. Gartenhäusern Bodenflächen versiegeln und Abstriche an der ökologischen Bauqualität hinnehmen, um den Bau finanzieren zu können. Ökologisches Bauen ade! Bauen wir nach den Wünschen Herrn Gothes sechsstöckig, 20 Meter Traufhöhe und zugleich ohne Blockinnenbebauung ökologisch, können etliche von uns mit nicht so gutem finanziellen Hintergrund das nicht finanzieren. Also: wirtschaftlich-sozial? Vergiss es! Hoch lebe die Gentrifizierung im Namen Herrn Gothes! BRIGITTE KREBS, Berlin