: Mehr Geld in Grünanlagen
FINANZEN Experten fordern eine bessere Beratung über nachhaltige Investments. Staat als Vorreiter
BERLIN taz | Die Bundesregierung sollte eine stärkere Vorreiterrolle bei nachhaltigen Finanzprodukten übernehmen. Dies fordert das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) anlässlich der Aktionswoche „Klima und Finanzen“ der Bundesregierung und der Kreditwirtschaft, die am Montag in Frankfurt am Main begann. „Die Regierung hat sehr klare Klimaziele und eine sehr klare Nachhaltigkeitsstrategie. Aber für nachhaltige Finanzanlagen hat sie noch nicht einmal Kriterien“, sagt Geschäftsführerin Claudia Tober. „Dabei hätte man über die Finanzmärkte einen sehr guten Hebel, um etwas zu bewegen.“
Lediglich ein bis zwei Prozent ihres Anlagevermögens haben die Deutschen in Fonds mit nachhaltigen Kriterien investiert. Der Zeitpunkt, dies zu ändern, könnte aus Tobers Sicht kaum günstiger sein. „Nach dem gescheiterten Klimagipfel in Kopenhagen ist die Sensibilität sehr stark.“ Hinzu komme, dass seit Beginn der Finanzkrise viel über die Qualität der Finanzberatung diskutiert wird.
Auch die Opposition fordert von der Bundesregierung ein stärkeres Durchgreifen. „Wenn man davon ausgeht, dass Leute nicht nur Geldbeutel sind, sondern auch ethische Vorstellungen haben, gehört das Thema der Nachhaltigkeit in die Finanzberatung“, sagt der finanzpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Gerhard Schick. Die Politik müsse einen Standard schaffen, an dem sich die Bürger orientieren können. Dabei gehe es nicht nur darum, den Anteil der nachhaltigen Geldanlagen auf drei Prozent zu steigern. „Ich will, dass der gesamte Finanzmarkt an ökologischen und sozialen Anforderungen ausgerichtet wird“, so Schick.
In einem Zehnpunkteprogramm fordert das FNG unter anderem, dass direkte Beteiligungen der öffentlichen Hand an Unternehmen eine klimafreundliche Unternehmsstrategie voraussetzen. „Zudem müssen die Anleger aber auch bei einer Finanzberatung darüber informiert werden, wo sie ihr Geld investieren. Das sollte vom Bund gesetzlich vorgeschrieben werden“, sagt Tober. Auch Bundesumweltminister Norber Röttgen sagte zum Auftakt der Aktionswoche, dass der Staat die Rahmenbedingungen für nachhaltige Anlagen schaffen müsse. Die Aufgabe sähe er jedoch etwa durch ein klares Klimaziel oder das Erneuerbare-Energien-Gesetz als erfüllt an. NADINE MICHEL