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Archiv-Artikel

¡Al Gran Pueblo Argentino Salud!

HABEMUS REGINAM Papst Franziskus, Königin Máxima und Fußballstar Messi: Ohne Argentinier geht nichts mehr in der Welt. Eine Huldigung anlässlich der heutigen Krönung in den Niederlanden – und dann nur noch Tango, Tango, Tango!

VON MARLENE STAIB

„Gegrüßt sei das große Volk Argentinien!“, rufen in der argentinischen Hymne alle freien Völker – rufen jetzt auch die Niederländer, ruft der Vatikan, ruft Barcelona, rufen alle. Denn mit Prinzessin Máxima, die heute zur Niederländischen Königin gekrönt wird, mit Papst Franziskus, der als Erzbischof von Buenos Aires Religion und Sittlichkeit gegen das Verderben in der Welt verteidigte, und mit einem weiteren Heiligen, ja mit einem Gott am Fußballhimmel, mit Lionel Messi, bist Du, Argentinien, nach Diktatur- und Krisenjahren wieder ganz oben in der Welt. Wie Silber glänzt Du – „argentum“ – vom Strand bis zu den Gletschern. Auch wir rufen Dir zu: “¡Argentina, Salud!“

„Seht, dass die edle Gleichheit inthronisiert ist“, werden wir rufen, so wie es in der Hymne heißt, „gekrönt durch Herrlichkeit“ soll sie leben, Königin Máxima, „Máxima“, das heißt „die Größte“. Man sagt ihr nach, sie sei als Königin geboren, wenn auch im Haus eines Bürgerlichen. Die Medien lieben Sie – es ist ein Märchen, wie wir es brauchen: ein königlicher Gruß aus einer Zeit, in der Träume noch wahr wurden. Das schweißt zusammen.

In einer Zeit, in der damit zu rechnen ist, dass alles vor die Hunde geht, in der nichts mehr heilig ist, kein König, kein Gott und kein Fairplay, hält Argentinien das Zepter hoch, sittlich, freiheitlich, brüderlich. Und obwohl es dort in Krisenjahren nicht leicht war, hat das Land der Welt noch Gutes beschert – wäre doch Messi (der sogar verletzt spielen musste, damit der spanische Fußball nicht völlig der teutonischen Dampfwalze erliegt) womöglich nie nach Europa gekommen, hätte dem 13-Jährigen die Wirtschaftskrise damals keinen Schubs gegeben.

Tanze Tango mit mir, Argentinien. Ob der Papst oder Máximas Vater sich zu Diktaturzeiten die Hände schmutzig gemacht haben, steht hier nicht zur Debatte. Wir alle haben schlimme Dinge getan. Und auch Silber kann nicht immer glänzen. Gott vergibt. Bald vielleicht sogar denen, die auch im geschiedenen Stand der Sünde den Hostien-Bocadillo runterschlucken wollen. Die Junta ist Vergangenheit, die Krise auch, und wer wo wie irgendwie dabei war, ist doch ganz egal.