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Archiv-Artikel

Raben entdecken das Saarland

In das westliche Bundesland wandern wieder seltene Tiere und Pflanzen ein

BERLIN taz ■ Regional ausgestorbene oder ausgewanderte Arten kehren ins Saarland zurück: Dazu gehören der Kolkrabe oder die Bocksriemenzunge, eine Orchideenart. Das fanden nun Experten von der Arbeitsgemeinschaft für tier- und pflanzengeographische Forschung (Delattinia) heraus. Im Auftrag des saarländischen Umweltministeriums untersuchten sie, welche Tiere und Pflanzen derzeit im Saarland heimisch sind.

Der saarländische Umweltminister Stefan Mörsdorf (CDU) erklärt die positive Entwicklung so: In seinem Bundesland seien die Umweltschutzrichtlinien der Europäischen Union „konsequent umgesetzt worden“. Brüssel fordert seit Jahren, dass die Mitgliedstaaten Schutzgebiete ausweisen, um seltene Tiere und Pflanzen zu erhalten. In Deutschland sind für den Naturschutz die Bundesländer zuständig. Länder wie Hessen oder Niedersachsen zögern aber, die so genannten Flora-Fauna-Habitat-Gebiete zu melden. Das Saarland ist weiter.

So lobt selbst der Naturschutzbund Saar die saarländische Regierung, weil sie wichtige Naturräume schützt. Allerdings wurden viele von den Schutzgebieten auch dort erst 2005 ausgewiesen. Und zumeist „dauert es Jahre“, so sagt Nabu-Landesgeschäftsführer Markus Rösler, bis sich in neuen Schutzgebieten wieder Tiere und Pflanzen ansiedeln. Deshalb glaubt der Naturschützer, dass die Kolkraben auch aus einem anderen Grund zurückkamen: An der Saar dürfen Rabenvögel seit einiger Zeit nicht mehr geschossen werden.

Laut der neuen Studie geht es allerdings auch Baumfalken, Gartenrotschwänzen, Eisvögeln und Pirolen besser. Weniger gut sieht es indes für Wiesenvögel aus, etwa das Braunkehlchen, den Kiebitz oder die Rohrweihe. Sie gelten auch im Saarland weiterhin als „vom Aussterben bedroht“. Zudem fühlen sich Frösche, Kröten und Lurche unwohl. Mörsdorf will nun aber die Lebensräume für Amphibien verbessern. Seine Strategie: Die Flüsse, Bäche und Seen sollen sauberer werden. Bis 2008 sol- len 60 Prozent der Gewässer die „Güteklasse II oder besser“ erreichen. Den Molch wird es freuen.