Einblick (472)

Sinta Werner, Künstlerin

■ Sinta Werner, geboren 1977 in Hattingen, lebt und arbeitet in Berlin. Sie studierte an der UdK Bildende Kunst und machte ihren Master of Fine Arts 2007 am Goldsmiths College, London. Sie wird vertreten durch die Galerien Alexander Levy/Berlin, Christinger de Mayo/Zürich und Nettie Horn/London. Werke sind in den Gruppenauschauen „Episode 0 – Introducing Insitu“ bei Insitu und im Rahmen von „Open Monument“ im Kunstraum Kreuzberg zu sehen.

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie/dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum? Sinta Werner: Während des Gallery Weekends habe ich bei der Galerie Crone die Ausstellung „The Universe Wants To Play“ von Jersey Seymour gesehen, die mich stark beeindruckt hat. Im oberen Stockwerk zeigt Seymour eine raumgreifende Installation, „Brain Cave Spaceship“, die eine Art Gehirnlabor darstellt. Man hat hier sozusagen die Möglichkeit, in der Analogie eines Gehirns umherzuwandern. Der Boden ist komplett mit Sand ausgelegt; Kunstfelsen, Kakteen, Tierschädel und Knochen liegen herum sowie rituelle bis poppige Objekte. Die Ausstellung hat mich durch ihre psychedelische Wirkung, das übersteigert Künstliche in ihren Bann gezogen. Man befindet sich in einer seltsamen Zeitlosigkeit zwischen archaischen Vorzeiten und futuristischen Endzeiten und gelangt beim Durchwandern von einem skurrilen Arrangement zum nächsten. Welches Konzert oder welchen Club können Sie/kannst du empfehlen? Für Club-Empfehlungen bin ich wahrscheinlich die falsche Ansprechpartnerin. Ich gehe selten zu Konzerten oder in Clubs, weil mich zu viel Gedränge und Lautstärke stressen. Manchmal gehe ich auf Milongas zum Tangotanzen, und am liebsten treffe ich mich mit Freunden in netten Bars oder Restaurants wie etwa dem Themroc in der Torstraße, um ausgiebig zu plaudern. Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie/dich durch den Alltag? Ich abonniere ganz gern das Kunstforum, auch wegen des umfangreichen Onlinearchivs. Dort kann man ganz gut recherchieren über Künstler oder auch über spezifische Themen innerhalb der Kunst. Ansonsten bin ich eher Romanleser und lese gerade von Michel Houellebecq „Die Möglichkeit einer Insel“, einen sehr ungewöhnlichen Science-Fiction mit der typischen zynischen Weltsicht des Autors. Mir gefallen die Ehrlichkeit und düstere Selbstironie, mit der Houellebecq die Romanfigur beschreibt, einen Komiker, der mit dem Älterwerden nicht fertig wird. Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen/dir am meisten Freude? Das ist in jedem Fall das Kochen. Und Essen. Beim Kochen kann ich wunderbar abschalten und mich in der Tätigkeit verlieren. Essen hat für mich viel mit Lebensfreude an sich zu tun. Man muss nicht hinterfragen, aus welcher Motivation oder mit welcher Absicht man sich damit beschäftigt.