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Archiv-Artikel

Zapping for the Job

Arbeitsvermittlung per Fernbedienung: Jetzt gibt es JobTV24, das erste „Chancenfernsehen“ mit Stellenmarkt

Der Pate hatte nur gute Wünsche. „Ich bin das fünfte Mal bei der Geburt eines Senders dabei, und ich glaube, dass der neue alle Chancen hat“, sagte Helmut Thoma gestern in Berlin. Wer da so ins Leben gelobt wird, ist ein neuer Spartensender, bei dem der Ex-RTL-Boss Gesellschafter ist: JobTV24, der erste Kanal rund um Job und Karriere. Seit gestern ist er auf Sendung.

Wie auf einem Shopping-Kanal Goldkettchen, so sollen auf JobTV24 eben Jobs angeboten werden. „Allein in der ersten Woche präsentieren wir 1.000 offene Stellen“, sagt Sendergründer Rainer Zugehör. „Das Fernsehen hat die einzigartige Möglichkeit, ein Unternehmen emotional erlebbar zu machen“, sagt der ehemalige Audi-Manager. Und es geht nur um die Unternehmen – Stellengesuche gibt es auf JobTV24 nämlich nicht.

Dafür will man vor allem beraten, zum Beispiel beim Thema Bewerbung. In jeder Programmstunde sind vier Sendeplätze geplant, die jeweils unterschiedliche Zielgruppen ansprechen sollen – „High Potentials“, versteht sich. Langzeitarbeitslose hat man nicht so direkt im Visier. Daher heißt das Programm für Berufseinsteiger auch „Starter’s Club“, es gibt die „Job-Fabrik“ für gewerbliche Fachkräfte, die „Karriere-Lounge“ für Studenten und eine „Gründerwerkstatt“ für Jungunternehmer.

Gesendet wird zunächst von 9.30 Uhr bis 17.30 Uhr. Davon ist jedoch nur eine Stunde am Tag frisch – der Rest ist Wiederholung.

Empfangen können den Sender aus Berlin-Spandau etwa sechs Millionen Haushalte mit Set-Top-Boxen für den Astra-Satelliten. Langfristig ist auch der Einstieg ins Kabel geplant, als erster Sender stellt BW Family (Baden-Württemberg) ab Februar ein Programmfenster zur Verfügung. Synergieeffekte erhoffen sich die Fernsehmacher vom Internetangebot: Alle TV-Beiträge sollen auch auf www.jobtv24.de abrufbar sein.

Um mit dem Projekt, dessen Finanzierung in die Millionen geht, schnell in die schwarzen Zahlen zu kommen, hat sich Zugehör zumindest ein hochkarätiges Beratungsteam besorgt: Im Beirat sitzen Exarbeitsminister Walter Riester und Roland Metzger, der Gründer der Internet-Stellenbörse jobpilot.de. Auch die Bundesagentur für Arbeit (BA) will mit dem neuen Sender kooperieren. Und Gesellschafter Helmut Thoma sieht Rat-und-Hilfe-Sender wie JobTV24 als Anfang eines Trends, der sich mit Beginn des Digitalfernsehens noch verstärken wird: „Bei der Aufsplitterung der Fernsehlandschaft, die wir erleben, besteht ein erheblicher Bedarf an Lebenshilfe-Sendern.“

Neue Jobs aber kann auch der Stellenmarkt per Fernbedienung nicht schaffen. Oder zumindest nur begrenzt: JobTV24 hat fünfzehn Mitarbeiter. MICHAEL AUST