: Du-bist-Kollateralschäden
Die Erfinder der „Du bist Deutschland“-Kampagne wollen kritisch-kreative Nachahmer jetzt per Anwalt stoppen
Es scheint, als habe die „Du bist Deutschland“-Kampagne bei vielen einen wahren Kreativitätsschub ausgelöst. Das müsste doch ganz im Sinne der Erfinder der „Mitmach-Kampagne“ sein. Nach dem Motto „Ganz Deutschland packt an“ sind „Fans for Football“ ebenso am Start wie die „Initiative gesunder Rücken“. Doch sie hat auch die Fantasie jener geweckt, die mit Deutschland gar nichts am Hut haben.
„Ich bin nicht Deutschland“, „Du bist billig, Deutschland“. Solche Wortspiele haben derzeit im Internet, auf Flyern, Postkarten und Plakaten Hochkonjunktur.
So viel Kreativität scheint wohl doch nicht ganz im Sinne der Erfinder. Die verantwortliche Werbeagentur Jung von Matt/Alster schaltete jetzt die Justiz ein. Die Hamburger Rechtsanwaltskanzlei Unverzagt/von Have teilte Jens Schultz mit, als Betreiber der Seite www.wieder-deutschland.de habe er sich eines schweren Verstoßes gegen die Markenrechte, gar einer Verunglimpfung schuldig gemacht, und verlangte eine Unterlassungserklärung. Besonders die Veränderung des Kampagnenlogos (rote und gelbe Welle unter einem schwarzen Punkt) wird in dem Schreiben inkriminiert. „Erschwerend kommt hinzu, dass durch die bildliche Einfügung einer Hundezeichnung der Eindruck erweckt wird, dass der dargestellte Hund entweder auf das Bildmotiv seine Notdurft verrichtet oder aber das Bildmotiv selbst ein von dem Hund hergestellter Hundehaufen darstellen soll“. Drauf geschissen, könnte man sagen. Die jungen Kreativen wollen es auf einen Rechtsstreit gar nicht ankommen lassen.
„Wir haben die Logos so verändert, dass es im streng juristischen Sinne wirklich keine Handhabe mehr geben dürfte“, sagte Jens Schultz der taz. Er dürfe sich sogar freuen, dass seine Website nun richtig bekannt geworden ist. Täglich werden Sprüche der Art „Ganz Deutschland zieht an einem Strang. Wir halten dagegen“ gemailt. Kreativer als „Du bist Porsche“ ist das allemal. Nebenbei haben die KritikerInnen enthüllt, dass die Kampagne auch ungefragt Prominente für sich werben lässt.
So will die Emma-Chefin auch nicht mehr Deutschland sein: „Alice Schwarzer unterstützt keineswegs die Kampagne. Sie hat, ganz wie Sie, die Anzeige erst in der Zeitung gesehen“, schrieb die Emma-Redaktion an www.wieder-deutschland.de. PETER NOWAK