: Neues Konzept für das Jacobus-Packhaus
Nach Insolvenz und Schließung könnte es für die Geschichts-Ausstellung im historischen Haus im Schnoor nun doch weitergehen. „Bras“ arbeitet an neuem Betreiber-Konzept. Aufsichtsrat sieht die versteckte Lage als größtes Problem
Bremen taz ■ „Frohe Weihnachten“, so steht es noch immer am Eingang zum St. Jacobus-Packhaus. Doch es waren keine frohen Weihnachten. Für die Mitarbeiter nicht, und auch nicht für die Stiftung. Diese hatte bereits im Juli Insolvenz beantragt, alle Erhaltungsversuche schlugen fehl: Das Haus im Schnoor ist seit dem 23. Dezember dicht. Doch das könnte sich ändern. Nach Informationen der taz arbeitet der Beschäftigungsträger „Bras“ an einem neuen Konzept, das die Geschichtsaustellung „ZeitRaum“ retten könnte.
Noch will „Bras“-Geschäftsführer Uwe Lange nicht über Einzelheiten sprechen. „Aber wir sind interessiert, das ist richtig. Und wir arbeiten an einem Konzept mit“, bestätigt er auf Anfrage. Die Pläne seien allerdings noch nicht fertig, es müsste noch vieles bedacht, genehmigt „und manche Dinge eingetütet werden“, sagt Lange.
Ohne Nennung des interessierten Partners: „Dazu soll und möchte ich nichts sagen“. Mit diesen Worten hatte Stephan Lewerenz, Mitarbeiter des Insolvenzverwalters Detlef Stürmann, zuvor indirekt bestätigt, dass es ein Konzept gibt, nach dem die erlebnisorientierte Ausstellung bleiben könnte. „Da sind wir dran“, sagt Lewerenz. In erster Linie sei es ihre Aufgabe, dass die Gläubiger zu ihrem Geld kommen. Aber man wolle vermeiden, „alles verkaufen zu müssen“.
Dass dies möglich wäre, glaubt der Stiftungs-Vorsitzende und frühere Ausstellungsleiter, Werner Koppelt, ohnehin nicht. „Die Ausstellung kann man nicht verkaufen, die kann man nur klein hacken und rauswerfen“, davon ist er überzeugt. Also weitermachen? Das wäre schön, aber so richtig glaubt er nicht daran. Im Moment schreibt er stattdessen Zeugnisse für die vier entlassenen MitarbeiterInnen. Kein schöner Job. Der Ex-Chef hadert mit der Stadt, die sich „völlig zurückgehalten hat, was ich nicht verstehen kann“.
Vielleicht hing das Zögern auch mit der bewegten jüngeren Geschichte des historischen Hauses zusammen, mit der vor allem zwei Namen verbunden sind: Ulrich Nölle, einst Bremer Finanzsenator, spielte sich erst als Aufsichtsratsvorsitzender und Sponsor auf, um wenig später per Haftbefehl gesucht zu werden. Gegen den früheren Chef Wilfried Schwarting, der 2002 zurücktrat, hat die Stiftung im September 2003 gar Strafanzeige wegen Zweckentfremdung von Stiftungsmitteln gestellt. Um 1,1 Millionen soll es gehen. Die Ermittlungen dauern an, hieß es dazu gestern bei der Staatsanwaltschaft.
Doch damit nicht genug Verdruss. Die Agentur „mach was“, die im Dachgeschoss eingemietet war, ist inzwischen ebenfalls pleite. Ein Nachfolger wurde seit Juni nicht gefunden, die Mietausfälle trafen das Haus enorm. Die Besucherzahlen taten ihr Übriges, keine 20.000 waren es 2005. Auch die Sonderausstellung „Mythos Bernsteinzimmer“ konnte da nichts mehr retten.
Die versteckte Lage ist nach Ansicht von Aufsichtsrat Klaus Sondergeld das größte Problem. Man müsse den Eingang verlagern und Gastronomie integrieren, sonst hätte ein Neubeginn keine Chance, meint der Geschäftsführer von Bremen Marketing. Und Werner Koppelt glaubt nur daran, wenn die Personalkosten der Ausstellung auf Null gedrückt werden könnten. Irgendwie. Achim Graf