: Pestizid-Rückstände werden weniger
VERBRAUCHER II Greenpeace bestätigt Verbesserungen bei Obst und Gemüse, warnt aber vor Kombigiften
BERLIN taz | Die Rückstände aus Pflanzenschutzmitteln auf konventionell angebautem Obst und Gemüse haben sich seit 2007 in Deutschland verringert. Diesen Trend bestätigte die Umweltorganisation Greenpeace am Donnerstag. Zugleich warnte sie aber vor einer Zunahme der Mehrfachbelastung durch die Mischung geringerer Mengen von unterschiedlichen Pflanzenschutzmitteln. Zudem seien die Kontrollen unzureichend: „Supermarktketten überprüfen im Durchschnitt nur eines aus 15.000 Produkten“, sagte Toxikologe Wolfgang Reuter.
Greenpeace wies in einer neuen schwarzen Liste der Pestizide darauf hin, dass immer noch 30 Prozent der Pflanzengifte, deren Rückstände Greenpeace als gesundheitsgefährdend einstuft, in der EU zugelassen sind. Die Liste soll einen Vergleich der Stoffe ermöglichen. Auf dieser schwarzen Liste stehen Pestizide, die etwa Krebs auslösen oder das Erbgut schädigen können. Die Kriterien von Greenpeace orientierten sich zuerst am Vorsorgeprinzip, sagte Manfred Santen, Chemieexperte der Umweltorganisation. Das bedeutet, dass alle Pestizide, bei denen eine schädigende Wirkung nicht ausgeschlossen werden kann, nicht eingesetzt werden sollten.
Auf EU-Ebene werden die Kriterien durch die Pestizid-Richtlinie vom nächsten Jahr an verschärft. Stoffe, die krebserregend, erbgut- oder nervenschädigend oder hormonell wirksam sind, sollen konsequent ausgeschlossen werden.
Der Deutsche Bauernverband betonte, dass Lebensmittel deutscher Herkunft durchschnittlich geringer belastet seien als Produkte aus anderen EU Staaten. Zu diesem Ergebnis kommt auch die Greenpeace-Untersuchung. Allerdings sei es sehr von dem Produkt abhängig, so Wolfgang Reuter.
Seit ein paar Jahren gibt es den Trend, mehrere Pflanzenschutzmittel einzusetzen, dafür aber in geringeren Mengen, so Santen. Dieser Cocktail-Effekt ist für die Risikoeinschätzung ein neues Problem: „Die Forschung, wie Chemikalien in Kombination wirken, ist die große Herausforderung“, sagte Susanne Smolka vom Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN). In Produkten aus biologischem Anbau ist die Belastung mit Giftstoffen 100-mal geringer. JULIA OTTEN