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Archiv-Artikel

Dicke Kinder nehmen weiter zu

Eine Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland ergibt, dass der übergewichtige Nachwuchs zwar immer dicker wird, seine Zahl jedoch konstant bleibt

Großen Wert legen die Forscher auf die Einbeziehung von Migrantenkindern

BERLIN taz ■ Dicke Kinder in Deutschland werden immer dicker. Entgegen weit verbreiteten Annahmen steigt jedoch nicht die Zahl der übergewichtigen Kinder. Doch die Schere zwischen schlanken und dicken Kindern wird größer. Zu diesem Ergebnis kommt die KiGGS-Studie über die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland vorab, die das bundeseigene Robert-Koch-Institut derzeit durchführt.

Noch ist die erste repräsentative bundesweite Untersuchung über die Gesundheit des Nachwuchses nicht abgeschlossen. Seit drei Jahren und noch bis Mai tourt ein Untersuchungsteam durch 167 deutsche Städte und Dörfer.

Dort fragen die Wissenschaftler bei den ausgewählten Kindern aktuelle und überstandene Krankheiten ab, den Impfstand und etwaige Gewalterfahrungen. Sie erfassen Sozialdaten, Freizeitaktivitäten, psychische Situation und wichtige Umwelteinflüsse. Untersucht werden darüber hinaus die Sehfähigkeit, Ausdauer und Koordinierungsvermögen sowie wichtige Laborwerte. Anschließend suchen die Forscher nach Zusammenhängen zwischen den verschiedenen Faktoren.

Im 21. Jahrhundert reichen die Daten aus der Bevölkerungsstatistik, wie etwa die Kindersterblichkeit, nach Ansicht der Wissenschaftler nicht mehr aus, um die Gesundheit der nachwachsenden Generation zu beschreiben. „In der öffentlichen Diskussion wird immer wieder behauptet, bestimmte Gesundheitsprobleme hätten in jüngster Zeit drastisch zugenommen“, sagt Bärbel-Maria Kurth vom Robert-Koch-Institut.

Weil repräsentative Untersuchungen aber bisher fehlten, bestehe „das Risiko einer Fehlbeurteilung mit all ihren Konsequenzen für das Gesundheitswesen und die Solidargemeinschaft“. Repräsentative Ergebnisse können Grundlage sein für verantwortliche gesundheitspolitische Entscheidungen. Finanziert wird die noch von der rot-grünen Bundesregierung in Auftrag gegebene aufwändige Untersuchung von 18.000 Kindern und Jugendlichen durch das Gesundheitsministerium sowie die Ressorts Forschung und Umwelt. Von September an ist mit Ergebnissen zu rechnen.

Dann liegen wissenschaftliche Belege dafür vor, ob der häufige Umgang mit Computer, Gameboy und Handy gesundheitliche Folgen hat, ob – wie oft behauptet – das körperliche Leistungsvermögen von Kindern in Deutschland immer weiter abnimmt und wie es um den Impfschutz von Kindern und Jugendlichen steht.

Großen Wert legen die Wissenschaftler auf eine anteilige Einbeziehung von Kindern mit einem Migrationshintergrund. Fast jedes fünfte Kind in Deutschland hat mindestens einen Elternteil, der ursprünglich nicht aus Deutschland stammt. Um diese zur Teilnahme zu motivieren, erstellten die Wissenschaftler auch fremdsprachiges Informationsmaterial.MARINA MAI