: Tot und berühmt
Chuck Lamb beweist, dass auch ein Niemand es in den USA zu Prominenz bringen kann – wenn er tot genug ist
Manche beruflichen Pläne sind einfach zum totlachen. Oder sogar zum umfallen. Würde man zum Beispiel Chuck Lamb, einen 47-jährigen Nullachtfuffzehn-Ami aus Ohio, fragen, ob er lieber tot überm Zaun hängen wollen würde, als, sagen wir, die Straße zu fegen, würde er „Ja, Ja, Ja“ schreien.
Chuck will nämlich tot sein – und damit die 20 Sekunden Berühmtheit erlangen, die wir angeblich alle suchen. Den sechsfachen, bislang völlig langweiligen Vater und Ehemann packte letzten Monat offenbar die – nennen wir sie ruhig, „prähume“ – Krise im Gegensatz zur posthumen Ehrung. Sein Ziel sei es, erklärt Chuck, seinen Kindern zu beweisen, dass im großartigsten Land der Erde auch ein mediokrer, alternder Mann ohne Haare es schaffen kann, etwas Besonderes zu werden. Dass sein Plan todsicher sein würde, das überrascht den Versicherungsangestellten Lamb selbst am meisten.
Genau am 5. Dezember startete er seine Homepage www.deadbodyguy.com und bestückte sie mit dem, was er – nach Meinung seiner Ehefrau – am besten kann: nämlich Posen von sich als totem Mann. Täglich wechselt das Fotoangebot, das ihn als Leiche in und um sein Haus zeigt. Mal als vom Garagentor Zerquetschter, mal als auf der Treppe zu Tode Gestürzter, mal als vom Hammer Erschlagener, mal als in der Hühnersuppe Ertrunkener, mal am Deckenventilator hängend.
Da der Mann eigentlich immer Schauspieler werden wollte, hofft er mit seiner Leichenschaustellerei nun wenigstens einmal im Nachspann eines Films Erwähnung zu finden. Zum Beispiel als Leiche in „CSI“. Schon in den ersten Tagen war die Seite ein Hit. In Uruguay (530-mal) und Spanien (2.000-mal innerhalb von zwei Stunden) kam Chuck groß raus. Auch einige Iraner klickten neugierig (6-mal).
Eine PR-Frau aus Kanada nahm sich des komischen Vogels aus Ohio ehrenamtlich an und sagte scherzhaft, er solle sie nicht vergessen, wenn er groß raus käme. Prompt berichtete mittwochs die New York Times. Am Donnerstag folgten eine Million Klicks, eine TV-Stampede – und gestern: eine Rolle! In der TV- Serie „Leichen“ soll er einen Toten spielen. In einem Leichensack! ADRIENNE WOLTERSDORF