LESERINNENBRIEFE
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Es gilt das Gleichheitsgebot

■ betr.: „Pseudofeminismus gegen Islamismus“, Kommentar von Rudolf Balmer, taz vom 4. 2. 10

Was heißt hier „Pseudofeminismus“? In allen Demokratien Europas gilt das Gleichheitsgebot von Männern und Frauen. Außerdem ist die Misshandlung und Diskriminierung von Menschen bei Strafe verboten. Es ist die Pflicht des Staates, die Bürger und Bürgerinnen mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln davor zu schützen, weil die Wahrung der Menschenwürde und ihre Durchsetzung eines der obersten Gebote unserer Gesellschaft ist. Diese Tatsache hat erst mal mit Feminismus gar nichts zu tun, sie ist eine selbstverständliche Forderung der Demokratie. Diese Forderung ist nicht verhandelbar und irgendwelchen opportunen politischen Situationen anzupassen!

Ihr Autor nennt die Burka selber ein „Symbol der Frauenverachtung“, ist aber bereit, die konsequente Haltung der französischen Regierung in Sachen Demokratie als „feministische Lektion“ lächerlich zu machen. Jedes Mal wenn ich auf der Straße einer so verhüllten, behinderten und vor aller Augen gedemütigten Frau begegne, tut nicht nur sie mir leid, sondern mir selbst wird peinlich vorgeführt, wie irgendwelche Kerle in unserem Land mit Frauen verfahren dürfen. Wenn sich in der taz auf Seite eins ein Autor über Grundfragen der Demokratie äußern darf, sollte er wenigstens wissen, was das ist. DÖRTE HAAK-ROGLER, Köln

Ängstliche Frauen

■ betr.: Junge Frauen: „Wir brauchen einen Arschtritt“,taz vom 8. 2. 10

Es ist schon erstaunlich, mit welcher Ängstlichkeit Frauen heute mit dem Begriff „Feministin“ umgehen. Anstatt sich mit Frauen solidarisch zu zeigen, scheint es ihnen wichtig zu sein, ja nicht in diese Ecke gestellt zu werden. Wundert es da noch, dass der Begriff zum Schimpfwort verkommen ist? Rita Süßmuth hat einmal in etwa Folgendes gesagt: „Das Wenigste, was Frauen für Frauen tun können, ist Feministin zu sein.“ Recht hat sie.

HELGA LINDENMAIER, Untergruppenbach

Kontakt mit der Realität

■ betr.: „Wir brauchen einen Arschtritt“, taz vom 8. 2. 10

Nur eine Kleinigkeit, aber bezeichnend: „Frauen haben zum Beispiel schon allein die leisere Stimme.“ (Dorothee Bär) Falsch. Hohe Frequenzen setzen sich besser durch als tiefere. Kein Tenor erreicht so viel Dezibel wie ein Sopran. Sopranistinnen können Glas zersprengen. Frauen können lauter und durchdringender sprechen als Männer. Sie werden im Schnitt acht Jahre älter, haben früher Sex, kommen leichter durch die Schule und machen die besseren Uni-Abschlüsse. Liebe Feministinnen – bitte mal kurz Kontakt mit der Realität aufnehmen! SÖREN SIEG, Hamburg

Realität bei Tarifverhandlungen

■ betr.: „Was IG Metall und Ver.di trennt“, Kommentar von Thilo Knott, taz vom 9. 2. 10

Thilo Knott geht in seinem Kommentar nicht von der Realität der Tarifverhandlungen aus. Bisher hat kein Lohnverzicht der Arbeitnehmer auch nur einen Arbeitsplatz erhalten. Wenn es einem Arbeitgeber in den Kram – Geldbörse – passt, werden Arbeitsplätze vernichtet oder in Billiglohnländer verlegt. Durch die Lohnverzichtsabschlüsse der vergangenen Jahre sind die Löhne und Gehälter in Deutschland nur immer mehr gesunken. Mit verheerenden Folgen für die Sozialkassen des Landes. CARSTEN ZINN, Beverstedt

Keine realistischen Forderungen

■ betr.: „Was darf man in der Krise fordern?“, taz vom 9. 2. 10

Gewerkschaften sind nicht bekannt für ihre leisen Verhandlungen oder ihre realistischen Forderungen. Das jährliche Spiel läuft immer nach dem gleichen Schema ab. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass besonders im Fall Ver.di der Arbeitskampf das schädlichste Mittel für die Mitarbeiter ist, ganz egal wie lange der Streik dauert und wie hoch das Ergebnis am Endel ist. Fest steht, dass das Ansehen des öffentlichen Dienstes weiter beschädigt wird und mehr und mehr Stellen verloren gehen oder in die Privatwirtschaft ausgelagert werden. Sinnvoll wäre eine Forderung, die vielen befristeten Arbeiter in feste Anstellungen zu übernehmen. Aber wer befristet ist, streikt natürlich nicht. STEPHAN KLÖCKNER, Hamburg