Scorpions-Killer von Hannover

Aus der Sicht eines Kaufmanns ist die Rechnung einfach. Für Günter Papenburg, Eigentümer und Mäzen der Hannover Scorpions, geht es um die Minimierung von Verlusten. Weil sein Klub in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zuletzt nur wenig Punkte gewonnen und Zuschauer angelockt, aber stets rote Zahlen eingespielt hatte, wird er verkauft. Angeblich soll Papenburgs DEL-Lizenz rund 1,5 Millionen Euro wert sein – Peanuts im Vergleich zu den rund 20 Millionen Euro, die der schwerreiche Bauunternehmer in zehn Jahren in die Scorpions gebuttert haben soll.

Seit 1996 waren die Scorpions durchgängig in der DEL vertreten, kamen achtmal in die Play-offs, holten vor drei Jahren sogar den Titel. Sie waren nicht immer wahnsinnig beliebt. Denn der Schritt des früheren Dorfvereins Wedemark Scorpions vom Land in die Stadt und von einer zugigen Eishalle in die pompöse TUI Arena hat ihm nicht gut getan. Er war am Ende doch nur der Retortenklub im Würgegriff eines Mäzens. Als Sportdirektor Marco Stichnoth am Donnerstag kleinlaut einräumen musste, dass die DEL-Lizenz von Hannover nach Schwenningen verkauft wird, hat er dabei ein kleines Geständnis abgelegt: „Die Scorpions waren immer abhängig von Günter Papenburg“, sagte jener Mann, der das Scheitern des Vereins kommunizieren musste – während sein Chef wie so oft auf einer wichtigen Dienstreise war.

Die Rechnung ist nicht aufgegangen. Papenburg hatte kurz vor der Expo 2000 in Hannover eine rund 70 Millionen Euro teure Multifunktionshalle bauen lassen. Die richtigen Partner und Konzepte hat er dafür nie gefunden. Die Hannover Scorpions sind auch daran gescheitert, dass sie für Papenburg keine Herzensangelegenheit, sondern ein sportlicher Untermieter waren.

Der 74-Jährige ärgert sich maßlos darüber, dass die Politik, die Wirtschaft und zuletzt sogar der Hauptsponsor der Scorpions ihm und seiner Arena die kalte Schulter gezeigt haben. Vielleicht hätte sich Papenburg von Kennern des bezahlten Sports erklären lassen sollen, dass professionelles Eishockey unter dem Dach der DEL nicht refinanzierbar ist. 30 Spieler, fünf Angestellte und die Fans müssen sich eine neue Beschäftigung suchen, weil Papenburg sich verrechnet hat.

Nach seiner Übernahme des Klubs 2004 war aus den Scorpions eine ungeliebte Firma geworden. Seit dem wunderbaren Meistertitel 2010 war es bei ihnen nur noch um Etatkürzungen, sinkende Gehälter und das drohende Ende gegangen. Mit dem Verkauf der Lizenz hat sich Papenburg endgültig als Sport-Laie enttarnt. Den Bau von Autobahnen und Bürogebäuden hat er bundesweit bestens im Griff. Einen Verein mit Leben füllen, das kann er nicht.  CHRISTIAN OTTO