Mehr Atommüll rollt

Heimlich soll heute hochgiftiger Atommüll mitten durch Münster rollen. Atomkraftgegner protestieren

GRONAU/MÜNSTER taz ■ Mit Mahnwachen und Demonstrationen protestieren Atomkraftgegner heute in Gronau, Münster und dem niederländischen Hengelo gegen einen weiteren Atommülltransport. Nach Informationen von Anti-Atom-Initiativen soll ein mit abgereichertem Uran-Hexafluorid beladener Zug die Urananreicherungsanlage (UAA) im münsterländischen Gronau heute gegen 18 Uhr verlassen. Ziel des Transports ist Russland, wo das Uranhexafluorid nach offiziellen Angaben der UAA-Betreiberfirma Urenco wieder angereichert werden soll.

Der Verbleib des Atommülls innerhalb Russlands sei völlig ungeklärt, kritisieren Anti-Atom-Aktivisten. Es müsse befürchtet werden, dass die Transporte der illegalen Entsorgung dienen: „Es kann nicht sein, dass unser Atommüll einfach den Russen vor die Füße gekippt wird“, sagt Udo Buchholz vom Gronauer Arbeitskreis Umwelt.

Bereits der Bahntransport nach Rotterdam, wo der Atommüll dann umgeladen werden soll, gilt als hochgefährlich: Uranhexafluorid ist radioaktiv, bei Kontakt mit der Umwelt entsteht zudem ätzende Flusssäure. Dennoch soll der Atomzug gegen 19.30 Uhr mitten durch den Hauptbahnhof von Münster rollen. Nach dem Umkoppeln der Lok im Güterbahnhof am Alfred-Krupp-Weg dürfte der Atommüll den Hauptbahnhof gegen 20.20 Uhr ein weiteres Mal passieren. Über Greven, Rheine und Bad Bentheim geht die Fahrt dann weiter in Richtung Niederlande. Bei früheren Transporten war es immer auch zu spontanen Protesten und Blockaden entlang der Bahnstrecke gekommen.

Skandalös sei die Geheimhaltungsstrategie der Behörden, so Matthias Eickhoff von der Initiative Sofortiger Atomausstieg: „Die Angst vor Protesten wiegt schwerer als das Recht der Bevölkerung auf Information.“ WYP