Mit Moses in die Zukunft

Bürgermeister Jens Böhrnsen nutzte einen verspäteten Neujahrsempfang für das diplomatische Korps zu zukunftssichernden Bonmots

Bremen taz ■ Das Jahr 2006 ist nicht mehr ganz taufrisch und hat Bremen reichlich Ärger gebracht. Aber noch ist es nicht zu spät – für einen Neujahrsempfang im Rathaus, auf dem Neu-Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) seinem „Ärger über die Engherzigkeit und Geschichtslosigkeit“ der Bremen-KritikerInnen mal richtig Luft machen konnte.

Zur Unterstützung hatte er die Publizistin Wiebke Bruhns eingeladen, die in einer Tour de Nachkriegsgeschichte Distanz zum nationalen Pathos à la „Ich bin Deutschland“ forderte. Abschied vom lokalen Pathos sollte das nicht implizieren: In einer kämpferischen Rede forderte Böhrnsen die „Bewahrung von Freiheit und Selbstständigkeit“ und erreichte fast mosaische Dimensionen, als er an die im Rathaus angebrachten „jahrhundertealten Steintafeln“ erinnerte, auf denen die ethischen Grundsätze des Bremer Staatswesens niedergeschrieben seien.

Geradezu biblisch auch Böhnsens Zorn über diejenigen, die eine Länder-Neugliederung „über die Köpfe der Menschen hinweg“ entscheiden wollten, den BremerInnen also „die Heimat unter dem Hintern wegrationalisieren“ wollten. Dabei seien an der Weser bereits Verträge per Handschlag abgeschlossen worden, „als andernorts noch das Faustrecht regierte“.

Natürlich müsse „am Ende auch über Geld geredet“ werden, erklärte Böhrnsen, aber auch das müsse man „hanseatisch“ tun. Was bedeute: Einen „fairen Anteil“ an den erwirtschafteten Erträgen– steuerlich also mehr vom florierenden Bruttoinlandsprodukt – will er fordern. HB