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Archiv-Artikel

Wird der Tiergarten eingesperrt?

ZAUN UM DIE FEIERZONE

Wieder einmal stellt sich die Frage: Für wen soll Berlin da sein? Für Menschenmassen im Partymodus oder für freiheitsliebende Großstädter?

Es geht um die Straße des 17. Juni, die zur Festmeile „ertüchtigt“ werden soll: Strom- und Wasserleitungen, Notbeleuchtung, Handymasten. Und es geht um den Tiergarten, denn der soll fast vollständig mit einem festen Zaun umgeben werden. 2,10 Meter hoch. Kosten insgesamt: um die 40 Millionen Euro.

Carsten Spallek (CDU), Bezirksstadtrat von Mitte, plant den Zaun. Wenn ihm Fachleute das aus Sicherheitsgründen empfehlen, dann macht er das. Schließlich muss er die Veranstaltungen genehmigen. Außerdem stemmen 90 Prozent der Kosten EU und Bund als „Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“. Der Senat unterstützt das Festmeilenprojekt.

Viele BerlinerInnen aber sind damit nicht glücklich. Sie fordern freie Parks für freie Bürger. Selbst Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) meint nun, dass man bisher gut ohne Zaun zurechtgekommen sei. Ja, gut, sagt Stadtrat Spallek. Dann eben keine Fashion Week mehr auf der Straße des 17. Juni, keine Silvesterfeier, keine Fanmeile. Aber wäre das so schlimm?

Bis zur Fußball-WM 2014 jedenfalls soll der Zaun stehen. Bauprojekte aber brauchen lange, für den Zaun wurden noch gar keine Anträge gestellt. Selbst der Bezirksstadtrat zweifelt am Termin. Und wenn wieder alles teurer wird als geplant, fällt bestimmt auch das vorgesehene historische Design weg. Und der Zaun um den Tiergarten wird so hässlich wie die Bauzäune, die den Park jetzt schon wegen der Festmeile regelmäßig einsperren. SEBASTIAN ERB