Werder Bremen: Lebenslang Grünweiß – aber bitte ohne olle Kamellen

Sportsfreunde singen für ihr Leben gern. So lange in der Fußball-Regionalliga der Ball ruht, stellen wir hier die schönsten norddeutschen Vereinshymnen vor – und die schlimmsten.In der Abstiegsschlacht der vergangenen Bundesliga-Saison hat Werder Bremen alle Mittel mobilisiert, auch die musikalischen. Vor den letzten Heimspielen erklangen so gut wie alle Hymnen, die jemals auf diesen ruhmreichen Verein gesungen wurden: die, in der „die Weser einen großen Bogen macht“, jene, mit dem „ein ,W‘ auf dem Trikot“, und schließlich auch die, in der die einen cool und die anderen heiß sind und alle irgendwie zusammengehören. Letztere ist seit dem Doublejahr 2004 die mit Abstand meistgesungene Hymne. In den letzten Maitagen jenes Jahres, in dem „wir immer voll da“ waren und „Unmögliches wahr“ machten, zeigte das kleinste Bundesland dem Rest der Republik, wozu kurze Wege gut sind: Das damals schon bekannte Duo „Die Original Deutschmacher“, bestehend aus Weserstadionsprecher Arndt Zeigler und Radio-Bremen-Werbechef Bertold Brunsen, brachte innerhalb weniger Tage den Song „Lebenslang Grünweiß“ heraus, das hinfort fast ununterbrochen lief – im Weser-Stadion und auf Radio Bremen. Mit der Verwendung von Passagen aus dem Original-Radiokommentar des entscheidenden Spiels bei Bayern München – „Großer Patzer von Olli Kahn?“ – begründete der Song das Genre der „Doku-Hymne“. Das ist jetzt, fast zehn Jahre später, aber auch sein größtes Problem: In Zeiten von Abstiegskampf und Neuaufbau erinnert er eher an des Großvaters olle Kamellen als an einen Aufbruch zu neuen Ufern. Und wohin die ständige Beschwörung alter Triumphe führt, sieht man ja beim HSV – in den Stillstand. Also: Nächste Saison bitte mal wieder öfter das Lied, in dem die Weser einen großen Bogen macht.  RLO