Energiesparen wird jetzt teurer

Bislang kostenlose Sparberatung der Verbraucherzentralen kostet ab März fünf Euro

BERLIN taz ■ Wer sich Energiespartipps von den Verbraucherzentralen holen will, muss ab März pro Besuch 5 Euro zahlen. Das hat das Bundeswirtschaftsministerium beschlossen. Ein Ministeriumssprecher sagte, so solle die Energieberatung wie auch die Rechts- oder Finanzberatung kostenpflichtig werden. Der Bundesrechnungshof habe das bereits 2002 gefordert.

Seit 1978 hat der Bund die Kosten der Energieberatung der Verbraucherzentralen aus der Staatskasse gedeckt. Die Nachfrage nach den Spartipps ist wegen der stark steigenden Energiepreise ständig gestiegen. Mit den Fragen zu Stromrechnung oder Wärmedämmung kamen 2005 allein in Rheinland-Pfalz 40 Prozent mehr Kunden die Verbraucherzentralen. Bundesweit ließen sich 2005 nach Angaben des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (VZBV) 70.000 Bürger beraten. Das kostete den Staat 3,5 Millionen Euro.

Die Energieberatung der Verbraucherzentralen gilt als unabhängig. „Wir machen Beratung nicht als Selbstzweck, sie soll auch etwas bewirken“, sagt Hans Weinreuter, Energiereferent der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Holger Krawinkel vom VZBV verweist auf den Nutzen der Energietipps: Jeder 2005 vom Bund für Energieberatung ausgegebene Euro habe 16 Euro an Investitionen in Sparmaßnahmen ausgelöst.

Die Verbraucherschützer stehen der Gebühr kritisch gegenüber. Beraterin Karin Merkel von der Verbraucherzentrale Niedersachsen: „Gebühren schrecken ab: Die Leute, die zu uns kommen, haben oft sowieso wenig Geld.“ Für den Fiskus bleibe derweil unter dem Strich wenig übrig, sagt Merkel. Die Einnahmen, geschätzte 350.000 Euro jährlich, würden aufgebraucht etwa für neue Buchungssysteme in jedem Beraterbüro. Die unaufwändige Abrechnung über eine kostenpflichtige Telefonhotline sei bei Energiefragen nicht möglich. Anders als bei anderen Angeboten, die telefonisch abgewickelt werden könnten – Rechtsberatung zum Beispiel –, müssten bei der Energieberatung immer Dokumente eingesehen werden. Verbraucherschützer Weinreuter sagt: „Die meisten Beratungswilligen im Energiesektor kommen mit einem Stapel alter Rechnungen.“ HEIKE SCHMIDT

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