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Archiv-Artikel

JOST MAURIN ÜBER DIE BIOPOLITIK VON SCHWARZ-GELB Vergiftete Lobpreisung

Es waren schöne Worte, die Bundesagrarministerin Ilse Aigner und ihr neuer Staatssekretär Robert Kloos zum Auftakt der Ökomesse BioFach sprachen. Von der „besonderen Wertschätzung“, die die CSU-Politikerin für die Biolandwirtschaft habe, und vom Beitrag der Ökos im Kampf gegen den Hunger war da die Rede. Doch diesen Sympathiebekundungen lässt die schwarz-gelbe Koalition leider eine gänzlich andere Politik folgen. Ein Beispiel dafür hat sie nur wenige Tage vor Beginn der BioFach am Mittwoch geliefert.

Im Haushaltsausschuss des Bundestages beschlossen die Abgeordneten, die langfristigen Finanzzusagen für Forschungsprojekte im Ökolandbau um ein Viertel auf 9,5 Millionen Euro zu kürzen. Mit dem Geld könnten Wissenschaftler zum Beispiel herausfinden, wie sich die Ernten steigern lassen. Aber für die Schwarz-Gelben scheint das keine Priorität zu sein. Sie wollen mit dem Geld lieber die deutschen Agrarexporte im Ausland bewerben. Davon profitieren vor allem konventionelle Agrarfabriken, die zum Beispiel mit hochsubventioniertem Schweinefleisch den Weltmarkt überschwemmen – oft zu Lasten von Konkurrenten aus ärmeren Ländern.

Das Signal, das von der Kürzung der Zuschüsse für Bio ausgeht, ist umso ärgerlicher, als dass die Branche gerade jetzt Hilfe braucht. Denn anders als früher geben die Deutschen nicht jedes Jahr immer mehr für Ökoessen aus. Der Anteil von Bio am gesamten Lebensmittelmarkt stagniert bei rund drei Prozent. Wenn dieser Trend anhält, könnten langfristig auch weniger Bauern als bisher auf Bio umstellen. Ökolandwirte verschmutzen die Umwelt aber mit weniger Pestiziden und Treibhausgasen als ihre konventionellen Kollegen. Biolandbau liegt also im Interesse des Staates. Deshalb sollte die Koalition ihr Ökobudget lieber erhöhen statt senken.

Wirtschaft + Umwelt SEITE 8