Ein zauberhafter Mozart

KULTURMISSION Das Orchester „Ensemble Resonanz“ wagt ein Experiment: Gemeinsam mit dem Zauberer Nico Valentino spielt es in Hamburger Stadtteilen Konzerte für Kinder

Valentino setzt das Ganze spielerisch um, indem er etwa nach Noten sucht, die mitten im Konzert aus den Notenheften verschwinden

VON ILKA KREUTZTRÄGER

Normalerweise tritt das Ensemble Resonanz an ehrwürdigen Orten wie der Hamburger Laeiszhalle oder der Alten Oper in Frankfurt auf. Doch jetzt hat sich das Orchester auf ein mehrfaches Wagnis eingelassen: Die Streicher gehen mit einem Zauberer auf eine Tournee durch die Hamburger Stadtteile Billstedt, Wilhelmsburg, Wandsbek und Sasel. Auf dem Programm steht neben Mozarts „Eine kleine Nachtmusik“ das Stück „Shakers Loop“ des zeitgenössischen Komponisten John Adams. Und dann richtet sich die Konzertreihe auch noch an Sechs- bis Zehnjährige, von denen die meisten noch nie ein klassisches Konzert besucht haben.

Die Idee für die „Zauberkonzerte“ kam den Musikern im vergangenen Sommer. Nach einem ihrer Konzerte in der Laeiszhalle haben sie den Auftritt des Zauberers Nico Valentino gesehen und waren begeistert, wie schnell er das Publikum mitreißen konnte. „Da wussten wir, den brauchen wir, um Kindern klassische Musik näher zu bringen und um ihnen zu erklären, wie ein Orchester funktioniert“, sagt Bratschist David Schlage.

Nico Valentino sagte sofort zu. Als er allerdings hörte, welche Stückauswahl das Ensemble Resonanz getroffen hatte, war er skeptisch. „Mozarts ,Eine kleine Nachtmusik‘ ist unproblematisch für Kinder, da gibt es Rhythmus und Melodie. Aber John Adams? Ich dachte, das geht auf keinen Fall!“

Die Frage, wie sich ein Zehnjähriger aus Billstedt mit einem post-minimalistischen Komponisten wie John Adams identifizieren soll, ist berechtigt, sind doch Adams Arrangements selbst für Klassikhörer nicht leicht zugänglich. Doch Valentino ließ sich auf das Experiment ein – und es könnte tatsächlich funktionieren, wie sich bei der Generalprobe im Kulturpalast Billstedt zeigte.

Die fünf Kinder, die bei der Probe dabei waren, kannten sich überraschend gut aus. Nachdem das Orchester den ersten Satz von Mozarts „Eine kleine Nachtmusik“ gespielt hatte, fragte Valentino, ob jemand wisse, vom wem die eben gehörte Musik gewesen sei. „Das war Mozart“, sagte Sandra aus Billstedt. „Das weiß doch jeder.“ Damit hatte Valentino nicht gerechnet, wie er später zugab.

Die Konzertreihe soll den Kindern Antworten auf einfache Fragen geben. Was ist ein Orchester? Was sind Noten? Wie konnte man Musik vor der MP3-Player-Zeit aufbewahren? Damit die Antworten kindgerecht vermittelt werden, hat das Ensemble die Musikpädagogin Barbara Stiller aus Bremen engagiert, und Valentino setzt das Ganze spielerisch um – indem er etwa nach Noten sucht, die mitten im Konzert aus den Notenheften verschwinden. Das Ensemble Resonanz jongliert ebenso spielerisch mit Mozart und Adams, mischt Passagen der beiden Werke und improvisiert mitreißend.

Am Ende der Voraufführung war nur noch die Frage, was die Kinder mehr begeistert hatte: der Zauberer Valentino, oder die Musik von Mozart und Adams.

„Zauberkonzerte“: Samstag, 20. Februar, 15 Uhr im Bürgersaal Wandsbek; Sonntag, 21. Februar, 16 Uhr im Sasel-Haus