LESERINNENBRIEFE
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Aggressionsbereite Söldnertruppe

■ betr.: „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch“, taz vom 10. 6. 13

Auf das gescheiterte Drohnen-Projekt Euro Hawk angesprochen, antwortet Friedrich Küppersbusch: „Wir legen uns eine aggressionsbereite Söldnertruppe zu, während Land und Leute an Landesverteidigung und Bürger in Uniform glauben.“ Damit bringt er es wunderbar auf den Punkt. Seit der Veröffentlichung der Verteidigungspolitischen Richtlinien des Verteidigungsministeriums (eigentlich müsste man den Begriff Verteidigung hier längst in Anführungszeichen setzen) im Jahre 1992 ist doch bekannt, wozu weltweite Bundeswehreinsätze letztlich dienen sollen, nämlich „dem ungehinderten Zugang zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt“. Die Friedensbewegung versucht seitdem unermüdlich, auf diesen Sachverhalt hinzuweisen. Leider findet sie bei großen Teilen der Bevölkerung wenig bis kein Gehör. Diese glauben lieber den Beteuerungen (humanitäre Einsätze, Kampf gegen Terrorismus, Erhaltung der Menschenrechte) der Regierung. JOACHIM FISCHER, Bremen

Spendet, Beamte und Kirchenleute

■ betr.: „#hochwasserhilfe“, taz vom 11. 6. 13

1. Bürgerpflicht: Spenden für alle Hochwassergeschädigten und betroffenen Gemeinden von allen staatlichen, im gehobenen Dienst angestellten Personen und kirchlichen Führungskräften in Höhe von mindestens einem Monatseinkommen. Streichung jeglicher militärischer Ausgaben im Ausland! DIETMAR WEISE, Tófü, Ungarn

Schon Adenauer ließ mitlesen

■ betr.: „Geheimsache Mailfilter“, taz vom 11. 6. 13

Bewohner von Demokratien, auch in Deutschland, stehen unter Generalverdacht. Unter Konrad Adenauer wurde bereits das Grundrecht des Brief- und Postgeheimnisses systematisch und regelmäßig verletzt, wenn es um die Korrespondenz zwischen den beiden deutschen Staaten ging. Und es geht weiter. Der Innenminister – auch aus den Vorgängerregierungen – kann sich nicht bremsen, immer weitere Überwachungen zu fordern, per Video- oder per Telefondatenspeicherung (Vorratsdatenspeicherung). Alle Datenspeicherung hat nicht dazu geführt, die NSU-Morde aufzuklären, noch weniger diese zu verhindern. Aber Daten von unbescholtenen Bürgern weiterzugeben zum Zweck der Terroristenfahndung, nutzt wem? Wer soll noch glauben, dass wir, die Bürger einer eigenständigen und freien (?) Demokratie, von dieser Regierung geschützt werden? Hat unsere Kanzlerin nicht einen Meineid geschworen, als sie unter Eid versprach, „Schaden vom deutschen Volk abzuwenden“ und die Grundrechte zu wahren? ALBERT WAGNER, Bochum

Auf sexuell abschüssigem Weg

■ betr.: „Freude am Tabubruch“ (Pädophilie), taz vom 8./9. 6. 13

Insgesamt erscheint mir der Artikel von Sven Reichardt immer noch als Verharmlosung und Beschönigung. Kein Wort davon, dass die Ausnutzung von Autorität, Abhängigkeit und Verehrung zu Zwecken sexueller Triebabfuhr von jeher unter den meisten seriösen Psychologen (mindestens) als Überwältigung gesehen und als ein sich dem Triebhaften auslieferndes Handeln auf dem abschüssigen Weg hin zum Verbrechen eingeschätzt wird, auch schon bei Freud. Der Sexismus der 68er ebenso wie die Propagierung exzessiven Drogenkonsums hatte eine verhängnisvolle Entpolitisierung und Selbstentmündigung zur Folge, vor der etwa Rudi Dutschke frühzeitig gewarnt hatte. Dass es nicht zu einer rechtzeitigen Wende hin zur Demokratisierung und Wahrnehmung der Verantwortung für die Erhaltung unserer Lebenswelt gekommen ist, muss als solche Folgewirkung gesehen werden. PETER MICHAEL PIETSCH, Lüdershagen