piwik no script img

Zweifacher Abschied

SPD-Mitbegründer Hellmut Kalbitzer und der ehemalige HfBK-Präsident Carl Vogel gestorben

Zwei profilierte Hamburger Persönlichkeiten sind am Wochenende gestorben. Hellmut Kalbitzer, Mitbegründer der Hamburger SPD nach dem Zweiten Weltkrieg, verstarb am Sonnabend mit 92 Jahren. Am Sonntag erlag Carl Vogel, ehemaliger Präsident der Hamburger Hochschule für Bildende Künste (HfBK), mit 84 Jahren einem Krebsleiden.

Kalbitzer genoss in der SPD quer durch alle Kreise bis zuletzt ein hohes Ansehen. „Wir nehmen Abschied von einem Sozialdemokraten, dessen unvergleichliches Lebenswerk getragen war von Mitmenschlichkeit, Versöhnungswillen und außerordentlichem politischen Gestaltungswillen“, sagte gestern Landeschef Mathias Petersen.

Während der Nazi-Diktatur saß Kalbitzer wegen Widerstandes zwei Jahre in Haft, nach seiner Entlassung arbeitete er im Untergrund weiter gegen den Faschismus. Von 1949 bis 1965 war er Bundestagsabgeordneter, davor und danach bis 1982 Mitglied der Hamburger Bürgerschaft. Zwischenzeitlich arbeitete Kalbitzer fünf Jahre lang als Entwicklungshelfer in Kenia.

Professor Carl Vogel hatte nach seinem Ausscheiden aus der HfBK das Horst-Janssen-Museum in Oldenburg mit aufgebaut. Der passionierte Kunstsammler hatte 1.800 Blätter des 1995 verstorbenen Zeichners Horst Janssen als Grundstock für das im Jahr 2000 eröffnete Museum eingebracht. Carl Vogel war jahrzehntelang mit dem als einer der bedeutendsten deutschen Grafiker und Zeichner geltenden Janssen befreundet und sammelte bis zuletzt zeitgenössische Grafik.

Vogels Traum von einem eigenen Museum für seine gesamte Sammlung blieb unerfüllt. Zu seinen Enttäuschungen gehörte die Ablehnung des Hamburger Senats, Horst Janssen ein eigenes Museum zu widmen. Das gab den Anstoß für den Verkauf an die Hüppe-Stiftung in Janssens Heimatstadt Oldenburg. SMV

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen