nicht käuflich : Ich und das Entsorgungsfach
Gestern gab es bei uns im Haus schon mal einen kleinen Vorgeschmack, auf das, was da kommen mag, sollten auch in diesem Land baden-württembergische Verhältnisse einziehen. Mittwoch ist in unserer Straße immer Müll-Tag. Und für Menschen wie mich, die sich noch daran gewöhnen wollen, jeden Tag der Woche Haus und Kind betreuen zu müssen, war gestern der Tag der fehlenden Voraussicht. Eigentlich hatte ich mich gefreut, schließlich weiß auch ich mittlerweile, wann der Müll abgeholt wird. Ich erhoffte mir also gute Chancen auf eine entleerte Tonne im Hof. Gerade der Eimer neben dem Wickeltisch im Kinderzimmer sollte endlich entleert werden.
Mein Problem: Unsere Hausbewohner scheinen Angst zu haben, dass der baden-württembergische Streik auf unser Land übergreift. Jedenfalls war die Tonne ungefähr genauso schnell wieder voll, wie sie entleert worden war. Es könnte ja sein, dass in der nächsten Woche die MüllwerkerInnen streiken und dass man dann auf seinem Abfall sitzen bleibt. Ehrlich gesagt, hätte ich gerne gewusst, wo meine Nachbarn in so kurzer Zeit soviel Material zusammen klaubten, um mich meine Unzulänglichkeit als Hausmann spüren zu lassen.
Was mich aber angesichts des drohenden Streiks der Müllfrauen und -männer interessiert: Wenn jetzt beispielsweise die Müllgebühren erhöht werden, was bleibt bei einem kommunalen Entsorgungsfachbeschäftigten dann netto davon übrig. Ich meine, er muss ja auch was für seine Tonne bezahlen. Andererseits hat er natürlich die kleinste Tonne, die zur Auswahl steht und nimmt den Rest mit zur Arbeit, schätze ich mal. Das ist dann quasi ein Deputat, nur dass es vom Arbeitgeber nichts gibt, sondern dass man ihm was abliefern darf.
Ich bin übrigens jemand, der blöde Antworten gibt, wenn die Entsorger an der Gegensprechanlage stehen. Die Szene geht so: Palim, palim macht die Klingel, ich drücke den Knopf, „Ja?“. Antwort: „Müll!“ Ich: „Habe ich schon, haha!“ Meistens nehmen sie ihn dann trotzdem mit.
Dafür wäre ich dann auch in der nächsten Woche sehr dankbar. Ich werde dann sehr freundlich sein, denn schließlich habe ich dann den Eimer, der bei uns im Kinderzimmer steht, in eine feste, neutrale, dunkle Tüte gekippt und mit in die Stadt genommen.