: Schweizer Späßchen
POLITIK Martin Sonneborn will einen helvetischen Ableger seiner Satire-Partei „Die Partei“ gründen
Martin Sonneborn, Vorsitzender von „Die Partei“, hat eine wachsende, bisher völlig vernachlässigte Wählerklientel entdeckt: die Deutschen in der Schweiz. Um sich künftig um ihre Anliegen zu kümmern, gründet der Berufssatiriker dort nun einen neuen Zweig seiner populistischen Partei.
In der Schweizer Tageszeitung Der Landbote erklärt Sonneborn seine Entscheidung: „ Ganz einfach: Weil ich um die Sicherheit der Volksdeutschen in der Schweiz fürchte. Vor einem Vierteljahr haben Ihre Landsleute einen deutschen Rentner getötet. Außerdem habe ich mich mit Deutschen, die in Zürich leben, unterhalten und festgestellt, dass es hier eine wachsende Antipathie gegen sie gibt.“
Sonneborns Partei kämpft in Deutschland dem Programm zufolge für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative. Zur Bundestagswahl 2009 wurde sie allerdings nicht zugelassen – wogegen Sonneborn, unter anderem Mitherausgeber des Satiremagazins Titanic, nun nach eigenen Aussagen vor dem Bundesverfassungsgericht klagt. Ein weiteres Ziel der Partei ist, die Mauer in Deutschland wieder aufzubauen.
Ein Konzept, in dem Sonneborn auch für die Schweiz großes Potential sieht. „Die Idee, die Schweiz zu teilen, ist auch eine alte Parteiidee von uns“, sagte er dem Landboten. Eine Mauer sei ein ideales Modell, um die verschiedenen Volksgruppen voneinander zu trennen.
Weil für solche Reformen politische Mitbestimmung nötig ist, hat Sonneborn auch hier eine Idee. „Ich glaube, dass viele Deutsche zum Wohlstand dieses verkommenen Schweizer Systems beitragen. Sie sollten die Geschicke des Landes mitbestimmen können.“ Sonneborn fordert deshalb, zwei der sieben Bundesräte durch Deutsche zu ersetzen. Und zwar die dümmsten. Welche das seien, konnte Sonneborn noch nicht sagen. Das müsse er mithilfe von Schweizer Kollaborateuren erst herausfinden.
In der Schweiz ist Sonneborn kaum bekannt, und ganz offensichtlich haben einige Leser die Satire nicht verstanden: Michael Maurer beispielsweise schimpft im Internet: „Der Deutsche soll sich schämen. Wenn die Türken und Araber eine Partei in Deutschland gründen würden, wäre ihm das auch suspekt.“ Und Silvia Müller fragt vorsichtig: „Das kann sich doch hoffentlich nur um einen Scherz handeln, aber haben wir denn schon den 1. April?“
Nur Sonneborn macht sich keinerlei Sorgen um den Erfolg seiner neuen Expansionsstrategie. Er prophezeit: „Eine dubiose Partei, die mit populistischen Argumenten wirbt, wird schnell zum Sammelbecken von Leuten, die nach oben drängen.“
PAULA SCHEIDT