: Von Hufheilpraktikern und Hufschmieden
Deutschlands Hufpfleger machen mobil. Sie wollen nicht mit den Huschmieden in einen Stall gesperrt werden
BERLIN taz ■ Mittwochmorgen, 8 Uhr, Bundestag. Gut 20 Parlamentarier und Experten versammeln sich. Sie haben Akten gewälzt, Telefonate geführt, Sachverstand eingeholt. Und fast alle haben persönliche Erfahrungen gemacht – meist als Reiter. Das Thema, um das es in den nächsten zwei Stunden geht: Hufbeschlag bei Pferden – braucht Deutschland ein neues Gesetz?
Die Experten des Bundesagrarministeriums meinen „ja“. Sie wollen das seit 1940 bestehende Hufbeschlaggesetz reformieren. Deshalb müssen sich nun die Abgeordneten des Landwirtschaftsausschusses damit beschäftigen – und sind zwischen den verschiedenen Lobbygruppen eingekeilt. Der Verband der Hufpfleger und Hufheilpraktiker ist gegen den neuen Gesetzentwurf. Der ganze Berufszweig sei in Gefahr, heißt es, und vor allem die Hufgesundheit von etwa 1,5 Millionen Pferden in Deutschland.
Durch das Gesetz soll es nicht wie bisher auf der einen Seite Hufschmiede- mit Metallbauerlehre und auf der anderen Seite Hufpfleger, Huforthopäden und Hufheilpraktiker geben. Die unterschiedlichen Ausbildungen sollen durch eine staatlich anerkannte Hufschlagprüfung zusammengefasst werden. Die Gesellschaft für Pferdemedizin (GPM) und der Erste Deutsche Hufbeschlagschmiede-Verband (EDHV) wollen dieses Gesetz. „So zeitnah wie möglich und so, wie es jetzt vorliegt“, sagt Uwe Lukas vom EDHV. Auch der Deutsche Tierschutzbund ist für den neuen Entwurf: „Wir möchten eine einheitliche Regelung im Sinne des Tierschutzes.“
Die emotionale Anhörung im Sitzungssaal 1.302 wirft für die Experten fast existenzielle Fragen auf. Wird der einheitliche Ausbildungsgang in Zukunft dem Huf und seiner Pflege genug Zeit einräumen? Oder muss es für die Hufpflege einen eigenen Ausbildungsgang geben? Außerdem stehen sich hier Hufeisen und Barhuf – ohne Eisen – gegenüber. Und vor allem: Wann müssen Pferde überhaupt beschlagen werden?
Die Bündnisgrünen jedenfalls machen sich für einen eigenen Ausbildungszweig „Barhufpfleger“ stark und auch die FDP möchte die Huforthopädie stärken. Die Abgeordneten waren überrascht, wie groß das öffentliche Interesse zum Thema Hufbeschlagung ist. „So viele Anfragen habe ich wirklich nicht erwartet“, flüsterte ein Parlamentarier währen der gewichtigen Sitzung einem anderen zu. Diskutiert wird über das neue Hufbeschlaggesetz übrigens seit Anfang 2002. Der erste Entwurf wurde im Februar 2005 veröffentlicht. Neben dem Gesetz wird seit 2000 aber auch über eine Hufbeschlagverordnung von 1974 nachgedacht. Diese wurde 2002 geringfügig verändert. Diese Hufbeschlagverordnung würde durch das neue Gesetz aufgehoben.
MIRJAM MEINHARDT