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Archiv-Artikel

„Wenig Kontakt zur Familie“

SENIORENMESSE Experten klären über den „Enkeltrick“ auf. Er klappt auf der Basis von Vereinsamung

Werner Meineke, 76

■ ist Gründer und erster Vorsitzender des Forums „Ältere Menschen Bremen“.

taz: Der uralte „Enkeltrick“ – funktioniert der überhaupt noch?

Werner Meineke: Ja, sogar sehr häufig!

Woran liegt das?

Alte Menschen haben oft nur wenig Kontakt zur Familie. Wenn sich dann mal ein vermeintlicher Enkel meldet, kriegen die Gauner natürlich leicht einen Fuß in die Tür. Die alten Leute freuen sich ja, wenn sie was von der Familie hören.

Wie läuft der Enkeltrick konkret ab?

Meist ruft der Betrüger an und begrüßt „Oma“. Und dann erzählt er was von einem kaputten Auto oder eine andere Geschichte, wofür er Geld braucht. Meistens geben die „Omas und Opas“ ihnen das Geld.

Wann müssten alte Leute denn misstrauisch werden?

Wenn der vermeintliche Enkel einen Freund schicken will, um das Geld abzuholen. Dann kann man sich eigentlich sicher sein, dass Betrüger am Werk sind.

Und, werden die Leute da endlich aufmerksam?

Leider nicht. Die meisten bemerken den Betrug oft erst, wenn sie mit ihren Kindern telefonieren und zum Beispiel feststellen, dass der echte Enkel gar kein Auto hat.

Passiert das häufig?

Im Moment nutzen die Betrüger eher andere Strategien.

Welche?

Zum Beispiel geben sie sich als Monteure oder neue Nachbarn aus, während eine zweite Person alles leer räumt. Davon sind ebenfalls meistens ältere Menschen betroffen, weil sie sich einfach freuen, wenn jemand bei ihnen auftaucht. Den empfangen sie dann mit offenen Armen.

Interview: Elena Zelle

11 Uhr, Einkaufszentrum Berliner Freiheit (Vahr)