: Gladiatoren im Harz
Die Gruppe „Big Wrestling Action“ bringt mit ihren Show- Kämpfen Verwirrung in den kleinen Kurort Bad Harzburg
Christopfer Flaig hat eine Leidenschaft. Schon als er 15 Jahre war, verfolgte er gebannt vor dem Bildschirm, wie „Hulk Hogan“, „Mr T“ oder „The Rock“ als „Gut“ und „Böse“ auf die Bühne kommen, mit „Powerbombs“ den Gegner durch den Ring schmeißen und sich mit schmerzverzerrtem Gesicht wieder aufbäumen.
Heute ist Flaig 18 und hat ehrgeizige Ziele: „Ich möchte, dass das Wrestling bekannter wird und Zuspruch bekommt.“ Also gründete er seine eigene Gruppe „Big Wrestling Action“. Nicht nur als Trainer, sondern auch als praktizierender Wrestling Gladiator veranstaltet er Show- Kämpfe. In der Bad Harzburger Gaststätte „Weißes Ross“.
Der Saal war bislang immer ausverkauft. Flaig wundert sich darüber nicht. „Hier in Harzburg ist einfach nichts los.“ Das klassische Kurortphänomen: Harzburg steht für Heilbäder, Wandern und Abendruhe.
Für den Jugendlichen sind die Shows ein großer Spaß: „Ich liebe es, das Publikum zu schocken. Wenn ich vom dritten Seil springe, spüre ich das Entsetzten der Menge, die denkt, ich hätte mir ernsthaft weh getan.“ Die Faszination des Show-Kampfs erreicht jedoch nicht alle im Ort. Eltern und Erzieher sind empört. „Wir sind uns nicht sicher, ob es sich bei den Show- Kämpfen um Gewaltverherrlichung handelt“, berichtet der Jugendschutzbeauftragte des Landkreises Hans- Albrecht Born. Und Flaig findet „es schade, wenn sich Leute über meinen Sport aufregen, die eigentlich keine Ahnung von der Materie haben.“
Auf Borns Idee hin soll nun Anfang März ein runder Tisch stattfinden. Alle Beteiligten werden dann über den etwas anderen Sport diskutieren, mit dem der Jugendliche den Kurort konfrontiert hat. „Die Wrestling Veranstaltungen haben in unserer Stadt zu Verwirrungen geführt,“ sagt Born.
Um diese einzudämmen soll bei den Gesprächen diskutiert werden, ob das Wrestling zu einer Vereinssportart werden kann. „Diese Idee finde ich super“, sagt Flaig. „Die Aufnahme in einen Sportbund ist ein Schritt voran auf dem Weg dahin, dass das Wrestling in Deutschland zu einer anerkannten Sportart wird.“
Sollte der Show-Kampfsport unter das Dach des Kreissportbundes kommen, wäre es deutschlandweit erstmalig, dass das Wrestling als Vereinssportart verzeichnet ist. Der Kurort Bad Harzburg würde mit einem Mal zu einer Hauptstadt – für Gladiatoren und ihre Fans.
Ewelina Benbenek