LESERINNENBRIEFE
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Verbindliche Behindertenquote

■ betr.: „Schließen statt fördern“, taz vom 25. 6. 13

Trotz meiner schweren Sehbehinderung konnte ich vor knapp 30 Jahren an einer Regelschule Abitur machen. Die Lehrer/innen haben mich stets freundlich unterstützt. Mit Verständnis, mit gutem Willen ist viel möglich. Doch hier liegt der Hase im Pfeffer.

Ich plädiere für verbindliche, nicht mehr mit Geld abzulösende Behindertenquoten. Da darf es für keinen Arbeitsbereich, für keinen Arbeitgeber mehr Ausnahmen geben, es sei denn, auf eine Stelle bewerbe sich kein Behinderter. Leider braucht es oft Vorschriften und Strafen, um Verhalten zu ändern. Man denke nur an die Gurtanlegepflicht. CHRISTIAN FUCHS, Gutenstetten

Vorurteile draußen lassen

■ betr.: „Das Versagen in Cottbus“, taz vom 21. 6. 13

Laut Artikel verliehen im Zuge des Geschehens sowohl eine Polizeibeamtin als auch die Staatsanwältin ihrer Ansicht Ausdruck, hierzulande käme niemand grundlos und/oder unbescholten ins Heim. Selbst wenn dies den Tatsachen entspräche, gäbe es dennoch niemandem das Recht, Disziplinierungs- und Strafmaßnahmen, wie die hier geschilderten, anzuwenden.

Und sollten nicht gerade Vertreterinnen von Recht und Gesetz in Ausübung ihrer Tätigkeit ihre Vorurteile draußen und allseitige Objektivität walten lassen, anstatt Volkes Stimme abgelauschte Weis- und Blödheiten à la „wird schon seine Gründe haben, was da passiert ist“ zur Rechtfertigung ihrer Untätigkeit heranzuziehen?!

FRANK PÖRSCHKE, Hattingen

Es wird immer schwieriger

■ betr.: „Rechte kapern den Protest der Linken“, taz vom 24. 6. 13

Lechts und rinks kann man nicht velwechsern! Die Berichte aus Brasilien nerven ziemlich. Die traditionslinken Korrespondenten wissen offensichtlich nicht, wie sie mit den Ereignissen umgehen sollen. Die Begriffe „rechts“ und „links“ aus Südamerika nach Europa zu übersetzen, war schon immer falsch, aber schön europäisch romantisch. Und jetzt wird es immer schwieriger.

Die jungen Leute, die hier protestieren, haben nämlich erkannt, dass die aktuelle Politik (lechts oder rinks) ihre Zukunft wegfressen wird. Der Arbeiter-Coronel Lula hat ja im Grunde sämtliche strukturellen Reformen gebremst, außer diversen Maßnahmen der Umverteilung. Die Umverteilung funktioniert aber nicht mehr, weil die Produktivität unterirdisch ist und der (von Lula nicht angetastete) komplett überbürokratisierte, ineffiziente öffentliche Sektor die Investitionen heute schon auffrisst, die für die Zukunft gebraucht würden. Die „Rechte“ wartet auch nicht auf die Rückkehr an die Macht, sie ist an der Macht. Lula hat sogar mit einer alten Ikone der Diktatur paktiert, um seinen Bürgermeisterkandidaten in São Paulo durchzusetzen. Solche Beispiele gibt es Dutzende.

Der Staatsapparat ist zutiefst korrupt und Lulas PT ist Teil des Problems und nicht der Lösung. Der Parteienstaat ist überraschend in die Legitimationskrise geraten. Man will jetzt gerade die Verfassung ändern, damit das Ministerio Publico (etwa Bundesanwaltschaft) nicht mehr so genau die Korruption im Parlament verfolgen kann. Die PT hat die Zukunft an den alten Klientelismus verraten. Dagegen demonstrieren die Menschen und deshalb wird gerade jeder verprügelt, der irgendeine Parteifahne schwenken will.

Man kann den jungen Leuten nur viel Glück wünschen und viel Distanz auch zu den altlinken Lösungsvorschlägen. Denn leider ist die Effizienz des öffentlichen Sektors noch nie ein linkes Projekt gewesen, sollte es aber überall sein. Reformen wird es nur geben, wenn die Parteien fürchten müssen, dass die Jugend aufwacht und ihnen nicht nachläuft. LUTZ ROHRMANN, Rio de Janeiro

Preise statt Haft

■ betr.: „The Man Who Wasn’t There“, taz vom 25. 6. 13

Solche mutigen Personen mit Rückgrat wie Edward Snowden sind so unglaublich selten in unserer Speichellecker-Gesellschaft. Dieser Herr müsste mit Preisen überhäuft statt mit lebenslanger Haft oder Todesstrafe bedroht werden.

Wenn Frau Merkel einmal Rückgrat hätte, würde sie ihm auch hier Asyl anbieten und alle deutschen Programme zum Ausspionieren der Bürger sofort stoppen. Stattdessen findet sich wieder nur der außergewöhnlich gute Präsident von Ecuador, Correa, der den Aufklärungshelden Assange und hoffentlich auch Snowden Unterschlupf gewährt.

STEPHANIE GOLDBACH, Berlin

Ein erfolgreicher Starr

■ betr.: „The Man Who Wasn’t There“, taz vom 25. 6. 13

„What is the most dangerous thing in the world you’d like to do?“, ist eine typische Frage unter Amerikanern. Warum es trotzdem nur einen Snowden gibt, obwohl es doch so gefährlich ist, ist verwunderlich.

Schade, dass die amerikanische Regierung so unsportlich versucht, den mutigen Snowden mit Verbrechern im Austausch zu handeln. Das ist die schlechteste PR für das Land seit Obamas Auftreten. Snowden ist gerade ein erfolgreicher Star. Außerdem hat der ja vorher mit der NSA Verbrechen im Ausland begangen und jedes betrogene Land wäre berechtigt, seine Auslieferung zu beantragen.

TOBIAS LANGE, Hamburg