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Archiv-Artikel

nicht käuflich Auslaufmodell Kornkreise

Neulich bin ich im Netz auf ein neues Modell zum Geldverdienen gestoßen. Die mittlerweile gerade in den USA weit verbreitete Kartographieprogramme google-Earth oder Microsoft Live Local sorgen dort für Euphorie bei Werbeschaffenden. Mittlerweile bieten Dachdecker an, Hausdächer zu Werbeflächen zu machen, schließlich lassen die Satellitenaufnahmen, die die Programme anbieten, mittlerweile sogar fast jeden Menschen erkennen. Da ist es klar, dass die US-Amerikaner, statt sich Sorgen um die eigene Privatsphäre zu machen, die neuen Möglichkeiten lieber zum Geld verdienen nutzen wollen.

Sollte das funktionieren, könnte das auch für deutsche Kommunen neue Möglichkeiten zur Haushaltskonsolidierung bringen. Gerade nach dem wenig überraschenden Wegfall des US-amerikanischen Steuersparmodells Cross-Border-Leasing. Warum nicht auch in Nordrhein-Westfalen das Dach der defizitären Stadtwerke mit einem schicken „Enron“-Schriftzug versehen und darauf hoffen, dass sich ein Internet-Freak durch die Satelliten-Bilder deutscher Klamm-Kommunen klickt. Allerdings scheint das Bezahl-Modell für die Hausdach-Werbung noch nicht so bekannt zu sein: Eine erste Auktion bei einem bekannten Online-Versteigerer wurde jedenfalls abgebrochen.

Gerade im WM-Jahr könnten aber doch die WM-Stadienbetreiber mit zusätzlichen Werbeflächen Reibach machen. Das könnte dann für die zukünftigen Absteiger wie dem 1. FC Köln oder dem FC Kaiserslautern den sofortigen Wiederaufstieg bedeuten. Oder könnte in Gelsenkirchen wenigstens dazu reichen, den momentanen Trainer zu bezahlen.

Aber auch das Land und die Landwirte könnten neue Geldquellen erschließen: Brachflächen und Hamsterwiesen einfach so mähen, dass aus dem All Schriftzüge wie beispielsweise RWE zu erkennen sind. So ließe sich gleich eine nette, zusätzliche Kompensation für den Braunkohletagebau erzielen. Kornkreise hätten also endlich ausgedient, Erich von Däniken bräuchte keine Bücher mehr schreiben.

Allerdings gibt es in Deutschland noch eine Hürde: Der Staatsvertrag über Mediendienste. Der lässt über die zuständige Landesbehörde regeln, was den Landesbürgern über das Internet zugänglich gemacht werden darf. Deshalb mussten in Nordrhein-Westfalen für die Landesbürger schon ausländische Internetseiten gesperrt werden. Wahrscheinlich gibt es demnächst deshalb in der deutschen Version von Google-Maps einen schwarzen Fleck, der in England liegt: Denn hinter diesem Link http://tinyurl.com/d93q4 verbirgt sich ein Satelliten-Bild eines Kornfelds in der Nähe von Glasgow, in das jemand „Fuck Eddie“ gemäht hat. Wer die technischen Möglichkeiten so schamlos ausnutzt, ruft mit Sicherheit auch die Medienwächter im Lande auf den Plan. Schade eigentlich, dann bleiben die nordrhein-westfälischen Hamsterwiesen wohl ungemäht.