LESERINNENBRIEFE
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Niemand regt sich auf

■ betr.: „Obama in Afrika. Washington will verlorenen Boden gutmachen, taz vom 28. 6. 13

„Afrika ist für die Sicherheit und den Wohlstand der internationalen Gemeinschaft und insbesondere der USA wichtiger denn je.“ – Kann man diese Wahrheit (und alles, was an Erpressung, Ausbeutung, Rassismus etc. dahintersteht) noch deutlicher sagen? Mit solch unschuldiger Selbstverständlichkeit? Und niemand regt sich auf?!

LARISSA WEGENER, Bötzingen

Schlüpfriger Altherrenhumor

■ betr.: „Die Mutter aller Gedichte“, taz vom 27. 6. 13

Obwohl ich die taz seit Jahrzehnten vor allem wegen Toms „touché“ abonniert habe, ist und bleibt die Wahrheit-Seite ansonsten für mich die größte Zumutung in eurer Zeitung. Hier finde ich vor allem schlüpfrigen Altherrenhumor, der überhaupt nicht komisch ist. So habt Ihr auch heute das unglaublich witzige Gedicht mit einem softpornografischen Frauenbild illustriert. Jede „Vermischtes“-Seite eines Lokalblattes hat mehr Niveau. MAREN KOLSHORN, Kassel

Grauenvolle Zustände

■ betr.: „Heimskandal in Brandenburg“, taz vom 27. 6. 13

Die Berichte über die Haasenburg-Heime berühren mich sehr. Die Kinder und Jugendlichen sind alle auf Grund eines Beschlusses der jeweiligen Familiengerichte und der Auswahl durch die Jugendämter in den Heimen. Spätestens durch Ihre Berichterstattung wissen diese Damen und Herren um die grauenvollen Zustände. Ob die Staatsanwältin ermittelt oder nicht und zu welchem Ergebnissen sie auch kommen mag; allein die Berichte müssten verantwortungsvolle Richter und Mitarbeiter der Jugendämter wachrütteln und unverzügliche Überprüfungen, nicht nur über das offenbar komplett überforderte Landesjugendamt Brandenburg, veranlassen beziehungsweise die Kinder aus den Einrichtungen holen.

Es scheint evident, dass die Brandenburger Instanzen überfordert sind oder andere Maßstäbe anlegen. MICHAEL SCHIMANEL, Utecht

Kinder brauchen unsere Hilfe

■ betr.: „Tod im Kinderheim“, taz.de vom 28. 6. 13

Es ist wirklich dringlich, die Umstände, die zum Tod führten, zu ergründen. Ich möchte jetzt nicht dem Heim allein die Schuld geben. Besonders ist zu hinterfragen, wie es dazu kommt, dass Kinder und Jugendliche derart reagieren, dass sie überhaupt untergebracht werden müssen. Es gibt auch noch eine große Zahl, die mit Medikamenten ruhiggestellt werden müssen. Oft ist die Ursache sexueller Missbrauch an Kindern, der meist ungesehen bleibt und enorme Schäden verursacht und leider bagatellisiert wird. Runde Tische haben nur Alibifunktionen, und es ist einfacher wegzuschauen als die Hilferufe der Kinder zu hören. Die Kinder sind die schwächsten Glieder in unserer Gesellschaft und brauchen unsere Hilfe. KRASS, taz.de

Liebevoll den Weg weisen

■ betr.: „Tod im Kinderheim“, taz.de vom 28. 6. 13

Im Alten und Pflegeheim muss man jede Fixierung per Gerichtsbeschluss genehmigen lassen – auch wenn eine mögliche Selbstgefährdung vorliegt.Und sogar von den medikamentösen Fixierungen wird immer mehr abgesehen.

Mit liebevoller Zuwendung und klaren Ansagen wird mehr erreicht. Und verbale Entgleisungen sind doch oft eher ein Ausdruck von tiefer Angst und Hoffnungslosigkeit, weil diese jungen Menschen nie gelernt haben, man ihnen nie vermittelt hat, wie wertvoll sie sind. Vielleicht sollte dieses Versäumnis mal aufgeholt werden. Ich hatte auch einen Sohn mit Lern- und Anpassungsschwierigkeiten, der in einer Einrichtung war. Aber Medikamente und Fixierung waren dort tabu, Eltern wurden in die Behandlung einbezogen, und mit Umgang in der Natur, Umgang mit Tieren und mit liebevoller Konsequenz wurde ihm einen Weg aus der selbst gewählten Isolation gewiesen. Er hat sogar seinen Schulabschluss dort gemacht, dabei galt er als unbeschulbar. ANTJE REIFFERSCHEIDT, taz.de

Wie kann es möglich sein?

■ betr.: „Tod im Kinderheim“, taz.de vom 28. 6. 13

Vielleicht sollten wir mal darüber nachdenken, wie so etwas überhaupt möglich sein kann.

Wie kann es möglich sein, dass wir (als Staat) es einem privaten Träger gestatten, Kindern die Freiheit zu entziehen? Für mein Rechtsempfinden ist das ein Verstoß gegen das Gewaltmonopol (ekliges Wort, ich weiß) des Staates. Wo sind wir angekommen, dass wir es Firmen erlauben, unsere Kinder einzusperren (und zu foltern)? Wenn es den Staat zu viel kostet, solche Einrichtungen zu betreiben und man diese dann einfach in die Hände von privaten (profitorientierten) Firmen gibt, muss man sich nicht wundern, wenn dieser Zustand von solchen Verbrechern als Spielwiese genutzt wird.

Wenn ich mitbekomme, wie in ehemaligen kommunalen Krankenhäusern nach der Privatisierung die Löhne nach unten, die Arbeitsverdichtung nach oben, die Qualität der Pflege nach unten und die Bankkonten der Träger ins Unermessliche wachsen, wundert mich dieser Skandal traurigerweise nicht mehr. Es ist was faul im Staate Deutschland. MARTIN WICKERT, taz.de